Haiku betrachtet anders

Und plötzlich war ein Haiku da; diese seltsame japanische Versform, capsule mit der ich mich vor längerem schon einmal beschäftigte. Silbenzählend mit 5 – 7 – 5 werden lyrische Gedanken formuliert. Damit kann man alles beschreiben. Sogar impulsive Leidenschaft klingt wie das rhythmische Tropfen des Regens, der über einen Bambus auf ein Schilfdach leise in eine Pfütze trommelt. Wenn man genau horcht, versteht man 7 Minuten Leidenschaft.

Leidenschaft ist etwas das Leiden schafft. Doch wer keine hat, dem fehlt ein Stück vom Leben.

Sieben Minuten,
Fantasie wird Wirklichkeit,
Leidenschaft leben.

Erst mit einer Leidenschaft erlebt der Mensch mit allen Sinnen. Dies mag ein schnelles Motorrad sein, der Sprung mit einem Fallschirm, oder auch das Tüfteln an einem Problem. Für jeden etwas anderes.

Leidenschaft leben,
Sinne saugen in sich auf,
Seelenerbeben.

Haiku betrachtet anders

Die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung werden auf einen Punkt konzentriert. Auf das Objekt der Leidenschaft. Liebende brauchen nicht mehr.

Seelen erbeben,
das Objekt der Begierde,
vereint die Welten.

Zeit ist relativ. Das ist nicht nur eine physikalische Erkenntnis. Sieben Minuten Leidenschaft können zu Sekunden, aber auch zu Stunden mutieren. Doch nur das Erleben zählt.

Welten vereinen,
die Zeiten schmelzen dahin,
Sieben Sekunden.

Zeitlose Sekunden gibt es in den Leidenschaften genauso wie kleine Ewigkeiten. Die Zeit ist zweitrangig. Wichtig ist nur die Präsenz von Subjekt und Objekt.

Sieben Sekunden,
in deine blauen Augen,
erklären die Welt.

Keine Fragen, keine Antworten. Wenn es einen Gott gibt und dieser in der Ewigkeit ruht, dann ist es sicher die Ewigkeit des
Augenblicks, der die Jahrmilliarden einer Schöpfung umfasst.

Der Leib wird Seele,
mein Wesen durchdringt deines,
mit allen Sinnen.

Leib, Seele? Ist der ganze Mensch mehr als die Summe seiner Gliedmaßen und Organe?

Mit allen Sinnen,
Liebe durchflutet den Geist,
Alles wird zu eins.

Leidenschaft bereichert um Neues. 1 + 1 macht 3. Nicht nur in der körperlichen Liebe. Auch andere Leidenschaften bereichern – um ein Leben. Leidenschaft bindet mit lustvollen Fesseln.

Alles wird zu eins,
mystische Wogen fluten,
Ich liebe Leben.

(Bildnachweis: © art of motion - Fotolia.com)

Vorsicht vor lyrischen Mädchenbusen

Johann Wolfgang von Goethe befand sich in vornehmer Gesellschaft und wurde vom Sohn der Gastgeber wie folgt angesprochen: „Hochverehrter Herr Geheimrat, auch wenn Sie Deutschlands Dichterfürst sind, möchte ich Ihnen dennoch die Wette anbieten, dass ich Ihnen zwei Wörter sagen kann, aus denen selbst Sie keinen Reim machen können.“
Goethe antwortete: „Junger Mann, ich nehme diese Wette gerne an, nennen Sie mir die zwei Wörter.“ Der junge Mann antwortete: „Die zwei Wörter sind Haustürklingel und Mädchenbusen.“ Nachdem Goethe sich einige Minuten zurückgezogen hatte, lieferte er als Beweis dafür, dass er tatsächlich Deutschlands Dichterfürst sei, nachfolgendes Gedicht; hier im Klickmich versteckt.

Spoiler

Haustürklingel und Mädchenbusen

Die Haustürklingel an der Wand
Der Mädchenbusen in der Hand
Sind beides Dinge wohlverwandt
Denn, wenn man beide leis berührt
Man innen drinnen deutlich spürt
Dass unten draußen einer steht
Der sehnsuchtsvoll nach Einlass fleht.

Doch ich möchte vor solchen literarischen Meisterwerken warnen. Allzuoft quält vorsätzliche Schamhaftigkeit, dass es beinahe kriminell erscheint. Wieviel Schüler mussten Jahrhunderte später noch leiden, weil allzu leichtfertig geschnürte Damen die Türglocke überhörten.

Goethe läutet mit frischem Reim - auf, huschhusch, lass ihn ein

Goethe läutet mit frischem Reim
auf, Contessa, lass ihn ein
denn es lässt an manchen Tagen
das drängend Sehnen kaum ertragen.

Am Ende treibt er’s mit Gedicht
worauf erst Herz, dann Brüstung bricht.
Lass ihn ein, sonst wird zum Schluss
ein Lendensturm zum Kunstgenuss.

Der dichtet traurig immer weiter,
der Glockenton klingt gar nicht heiter,
Ihr Busen bliebe unberührt,
und ein Schüler rezitiert betrübt.

Denn es fand zu allen Tagen
Lehrer, denen das Betragen
eines Schülers gar nicht passt
der den Reim dann ziemlich hasst.

Muss er dann den Mädchenbusen
In der Hand das Klingelband
lernen bist man rot vor Glut ist
Contessa, lass ihn ein und gut ist.

(Bildnachweis: © Anatoly Repin - Fotolia.com)

Atomphysik und die Weisheit der Frauen

Als Autor findet man seine Anregungen überall.  Wenn dann ein solcher Anreiz auch noch Wissenschaft und Frauen (meine Lieblingsthemen) zum Inhalt haben, ist die Ausgeburt an Weisheit, die ich mir einbilde, schon vorprogrammiert. Hier ist es der Bericht über eine Physik-Klausur, insbesondere der Zusatzfrage: Ist die Hölle exotherm? Keine Angst, so schlimm wird es nicht – nicht bei mir. Der Bericht findet sich in dem neumodischen Spoiler unten versteckt. Einfach draufklicken.

Spoiler
Zusatzfrage der Klausur:
Ist die Hölle exotherm (gibt Hitze ab) oder endotherm (absorbiert Hitze)?

Die meisten Studenten begründeten ihre Meinung unter Bezug auf das Boyle’sche Gesetz (Gas kühlt sich ab, wenn es expandiert und erhitzt sich, wenn es komprimiert wird) oder mit einer Variante davon.

Ein Student allerdings schrieb folgendes:
Zuerst müssen wir wissen wie sich die Masse der Hölle über einen bestimmten Zeitraum hinweg verändert. Deshalb benötigen wir Angaben über die Rate mit der Seelen sich in die Hölle hineinbewegen und mit welcher Rate sie sie wieder verlassen. Ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß eine Seele, einmal in der Hölle, diese dann nicht mehr verläßt.
Deshalb: Keine Seele verläßt die Hölle.
Um zu ermitteln, wieviele Seelen die Hölle betreten, müssen wir die verschiedenen Religionen betrachten, die es heute auf der ganzen Welt gibt. Die meisten dieser Religionen legen fest, daß die Seelen all derjenigen, die nicht dieser Glaubensrichtung angehören, unweigerlich in die Hölle kommen. Da es mehr als eine Glaubensrichtung gibt und Menschen in der Regel nicht
mehr als einer von ihnen angehören, können wir mit ziemlicher Sicherheit folgern, daß alle Seelen in die Hölle kommen. Bei den derzeitigen Geburts- und Todesraten können wir erwarten, daß sich die Anzahl der Seelen in der Hölle exponential vergrößert.
Jetzt sollten wir auf einen Blick auf die Volumensänderung der Hölle werfen, da das Boyle’sche Gesetz besagt, daß Temperatur und Druck in der Hölle nur unverändert bleiben, wenn das Volumen der Hölle proportional zum Zugang neuer Seelen expandiert.

Dies läßt uns jetzt zwei Möglichkeiten:
1. Falls das Volumen der Hölle langsamer expandiert als der Neuzugang von Seelen, wird sich die Hölle unweigerlich aufheizen, bis sie explodiert.
2. Falls es schneller expandiert als die Zunahme der Seelenanzahl, verringert sich die Temperatur, bis die Hölle einfriert.

Was also trifft nun zu?
Ziehen wir die Aussage Teresas in Betracht, die sie mir gegenüber im ersten Semester machte, ‚eher friert die Hölle ein, als daß ich mit Dir schlafe‘ und außerdem die Tatsache, daß ich letzte Nacht mit ihr geschlafen habe, dann muß Annahme 2 zutreffen. Also bin ich sicher, daß die Hölle exotherm und bereits eingefroren ist.

Die logische Konsequenz dieser Theorie ist, daß die Hölle zugefroren ist und deshalb keine neuen Seelen Aufnahme finden können. Somit bleibt nur noch der Himmel, womit auch die Existenz einer göttlichen Macht bewiesen ist… und das wiederum erklärt auch, warum Teresa letzte Nacht andauernd „Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!“ ausrief.

DIESER STUDENT ERHIELT ALS EINZIGER DIE BESTNOTE.

⇓ ⇓ ⇓
Was sagt mir das?

... und morgen räumt er mit der Chaostheorie auf. Ich glaub', dann friert die Hölle wieder ein.

… und die Moral von der Geschicht‘:

Während Man(n) studiert die Geistesfragen
wälzt Bücher und Atlanten groß,
das holde Weib beschränkt sich gut erzogen
auf Einlassregeln für den Schoß.

Doch irgendwann begreift er auch,
die Weisheit kann nur der erringen,
der dem Ruf der Jungfer lauscht:
O mein Gott stöhnt wie von Sinnen.

Wie einfach ist die Welt gestrickt,
liegts doch nur an den Leibeslagen.
Wie fern ist doch der Sinn entrückt.
Macht nix, wird der Weise sagen.

(Bildnachweis: © MORO - Fotolia.com)

Jetzt per ebook

Im Jahr des Saturn – die versprochene Anthologie ist fertig und erhältlich. Diesmal stand die Veröffentlichung ganz im Zeichen der modernen Technik. Es ist ein ebook geworden. Einer Sammlung von semiprofessionellen Science-Fiction-Geschichten würdig. Statt zu blättern klickt man einfach und das „Eselsohr“ heißt jetzt „Lesezeichen“. Zu haben sind die kurzweiligen Abenteuer aus der Zukunft bei Lulu.com.

Inhaltsverzeichnis

0. Vorwort

  1. Schlafende Hunde
  2. Der Untergang des Kosmos
  3. Elysion
  4. Inkognito
  5. Wachablösung
  6. Wirbelstürme
  7. Das Soulmo Fula
  8. Rex Mundi
  9. Lebenswasser
  10. Grünes Licht für Professor Freifuß
  11. Verbrechen im Leuchten des Saturns
  12. Todeszone Titan
  13. Günstige Gelegenheit
  14. Die Schiffbrüchigen
  15. Das Ritual des Saturns
  16. Ich habe ein Buch gefunden
  17. Missverständnis!
  18. Der Kuss der grünen Fee
  19. Der Flug des Schmetterlings
  20. Galaktische Gepflogenheiten
  21. Celloachs Lied
  22. Die Geburtstagsüberraschung
  23. Benito auf verlorenem Posten
  24. Die letzte Chance
  25. Stromausfall
  26. Yaras Hochzeit
  27. Arche Botta
  28. Besitzergreifen
  29. Schicksalsplanet
  30. Kuss im Orbit
  31. Ethus Reise
  32. Der Zeitkontrolleur
  33. Nulldimension
  34. Energie
  35. Die Autoren

Wer ist schuld dran, dass Männer und Frauen anders ticken?

… ganz klar, der Säbelzahntiger.

Netter Herr Dahindenker, werden Sie jetzt sagen, weil die Männer sowiesoundüberhaupt die Schuld woanders suchen, muss das jetzt auch begründet werden. Wissenschaftlich, schlüssig und zackig. Also dann:

1. Der Mann als der Jäger musste schweigend (!) an das Mammut anschleichen. Jedes überflüssige Wort hätte den Säbelzahntiger überredet den Jäger aus dem Genpool zu schnappen. Ergo: Wer redet wird gefressen.

2. Die Frau konnte fröhlich kommunizierend den Brombeerbusch leeren und stellte sich vermutlich damals schon vor, sie wäre mit einer Freundin Schuhe shoppen. Ergo: Welche Brombeere wirklich zu ihr passt muss ausdiskutiert werden.

3. Die Männer, die den Säbelzahntiger nach dem Weg gefragt haben, haben sich die Antwort über viele Jahrtausende hindurch gemerkt. Ergo: JederMann weiß wo es langgeht. Umwege sind taktisch bedingt.

4. Doch auch ein gut eingespieltes Paarungspärchen kann sich seinen Urinstinkten nicht entziehen. „Jag‘ was“, sagte mein Weibchen heute im Supermarkt und drückte mir den Korb in die Hand. Anschließend widmete sie sich dem Brombeerstrauch, ich meine dem Obstangebot, während ich die Mammutherde suchte. Natürlich gegen den Wind. Ergo: Wenn Einkaufswägen Aufsitzer wären (vgl. Rasenmäher) würde uns Männern das Einkaufen viel mehr Spass machen.

Wenn der Tiger schläft, ticken die Menschen wieder anders.

5. Der Mann will jagen und ist mit einer Frage wie, „was willst du heute abend essen, Schatz“ schlichtweg überfordert. Manchmal trickse ich mein Weibchen aus, in dem ich ihr schlagfertig entgegne (man lernt ja als moderner Mann auch dazu), „das was im Kühlschrank ist“. Denn als Jäger kennt man seine Jagdgründe und weiß, wo die Mammuthäppchen grasen. Doch jahrtausendelange Prägung haben meine Frau besser auf Kommunikation getrimmt. „Und was tun wir in den Kühlschrank rein?“ Ergo: Bei weiblicher Kommunikation ist die Windrichtung egal.

6. Trotzdem nimmt man den unterschiedlichen Zugang zu den geschlechtsspezifischen Handlungen mit Erstaunen wahr. Ich betrachtete mir im Supermarkt einen raffiniert aussehenden Apfelschneider. Mein Weibchen meinte: „Das ist aber nichts zu essen.“ Worauf ich mit Begeisterung erwiderte: „Werkzeug, houh houh houh!“ Man könnte es ja bald mit einem Apfel, ähh … einem Säbelzahntiger zu tun bekommen. Ergo: Werkzeug erhöht auch heute noch die Potenz, sagen die Männchen allerorten.

7. Während das Männchen seine Gene naturgemäß weit streuen muss, sonst würde er seinen Lebenszweck nicht erfüllen, schleicht das Weibchen eines festen Paarungspärchens gern einmal zum Genshopping ans Wasserloch. Ergo: Evolutionsbiologisch ist Sex Pflicht!

8. Gene platzieren und ab, heißt die Devise beim Mann. Es könnte ja der Säbelzahntiger kommen. Ob man dann sein Heil in der Flucht oder im Schlaf sucht, hängt von der sozialen Beziehung zum Weibchen ab. Ergo: Nur wer schnell ist kann öfter.

7. Jungfrauen müssen reizen und der Mann glaubt zu hören: „Präge mich nach deinem Willen und mit deinem Stempel, weil ich gar so unerfahren bin.“ Die Botschaft lautet in Wahrheit wie schon vor Äonen: „Tausche das Fell des Säbelzahntigers gegen meine Brombeeren.“

Ergo: Mit Illusionen wurde schon immer getrickst.

8. Die Frau sucht hin und wieder gern das Wasserloch auf, um dort von fremden Jägern aufgelauert zu werden. Auch wenn der Mann kein Raubtier und die Frau keine Jagdbeute ist, hofft sie ebensolche für den Stamm heimzubringen. Ergo: Ist die Frau am Pool zugange, ist das nur zum Wohl des Stammes.

9. Männer denken nicht einmal etwas, um sich nicht abzulenken und den Säbelzahntiger auf seine Spur zu bringen. Frauen neigen daraus abzuleiten, dass Männer gedankenlos sind. Das ist jedoch falsch.  Sie sind nur vorsichtig. Ergo: Kann die Frau beweisen, dass kein Säbelzahntiger in der Nähe ist? Also!

10. Was lernen wir daraus? Folgender Kommunikationsverlauf ist damit bewiesenermaßen evolutionsbiologisch absolut korrekt:

„Was denkst du, Schatz?“

„Nichts.“

(Bildnachweis: © sïanaïs / photocase.com)

ebook, ipad und die e-Kultur

Die Zukunft kommt immer näher. Man könnte meinen sie rast auf uns zu. Nicht immer ist das positiv, sales aber die Entwicklung der DIN A5-großen ebook-Reader und den etwas kleineren PDAs und iPhones werden von einer immer größeren Anhängerschaft begrüßt. Kann man doch in in einem Ding, generic kleiner als eine Brieftasche ganze Bibliotheken unterbringen. Literatur rückt näher an den Menschen. Das Gewicht ist immer gleich, ob man nun im 14-bändigen Brockhaus blättert oder in der neuesten Wirtschaftszeitung. Dem will ich mich absichtlich nicht entziehen. Deshalb habe ich ich dahingedacht.de e-würdig gemacht.

Bei der Fußzeile wartet eine hilfreiche Funktion auf, die die gesamte Seite der eingegebenen E-Mail-Adresse als pdf-Dokument zuschickt. Flux landet es auf dem persönlichen Lesegerät und kann betrachtet werden. Doch mehr noch habe ich in dahingedacht.de eingebaut. Wird die Seite von einem der kleinen elektronischen Handy-Terminkalender-ebookreader-Internetsurfer-PDA aufgerufen, baut sich die Website in einem platzfreundlichen Format auf.

Von Fräulein und Männin

Verniedlichung bei den Frauen ist mega-out, der Familienstand reine Privatsache. Die Lady von heute möchte nicht als noch nicht vollwertige Frau gelten, wenn sie nicht verheiratet ist. Im Umkehrschluss hieße das nämlich (und hat es viele Jahrhunderte), dass erst wenn sie vom Mann zur Frau gemacht wurde, sie eine wirkliche Frau ist. Wobei das Gefühl ihr Meister zu sein, schon etwas Bestechliches hat. Zumindest aus männlicher Sicht. Aber die Moderne hält gnadenlos Einzug. Das letzte standhafte Fräulein Kunigunda, immer brav und folgsam gelebt, ist nicht nur lang berentet, sondern auch bald zu Grabe getragen. Sogar ein kursiver Franke musste dies bemerken. Es wird immer enger für den Mann der Männer.

– Worst du scho amal wiedä auf dä Ge’maa?
Ob ich kürzlich im Rathaus war?
– Oddä so, ja.
Ja, das ist aber schon ein paar Tage her.
– Na, dou hast ja gsää, dass die a Neie hamm. So a jungs Ding.
Eine neue Mitarbeiterin?
– Ja, zwar mit Baralüüse-Busen, obbä so a Mundwärg, dou grauds dir fei!
Jetzt mal langsam. Was hat die Neue?
– A Mundwerk, wei a alda Bissgurg’n. Dei hodd g’soggt …
Nein, ich meine das andere.
– Baralüüse-Busen. Soug amoll, red ich ka deitsch?
Du meinst einen Paralyse-Busen?
– Jaja. A Gerääd, do geräät’st praktisch direkt in Baralüüse. Dem klaan Broudä vom Koma.
Gut. Den Teil deiner Rede kann ich mir jetzt vorstellen. Die neue Mitarbeiterin ist ansehnlich gebaut. Aber was bringt dich da so in Rage?
– Na, des Dings oben drübä. Des Mundwärg babbeld böös.

Das Fräulein habe ich gefressen

Hast du sie vielleicht unflätig angestarrt?
– Nix hob ich gmachd.
Oder ihr ein anzügliches Kompliment gemacht?
– Wos dengsdn du vo mir. Ich woss doch, wie mä sich auf dä Ge’maa benimmd.

Also dann mal ganz langsam. Du bist in die Amtsstube gekommen, hast die neue Mitarbeiterin gesehen, und dann?
– Woss dann?
Was hast du dann gemacht?
– Goar nix.
Irgendwas musst du doch gemacht haben.
– Gegrüßt hob ich hald.
Wie?
– Wos wie?
Wie hast du gegrüßt?
– Ich hob hald g’soggt: Griss Godd, Frollein Amtmoo. Wasst, ich hob ja denn Nohma noch nedd gwusst.
Und was hat sie darauf geantwortet?
– Richtig losbreddert is die Bissgurgn und hodd mich a Männla ghaasn. Väschtässt?
Wie waren den genau ihre Worte?
– Das Frollein Amtmoo könnt ich mir sonst wohin schmiän. Reikumma und sächsisch dischgrimmignieän und ich wär doch ahner vo denna annän und kennäd mich glei wiedä schleing. Dabei woll’d ich fei nur su an Freibier-Ausweis fürs Ge’maa-Fest hulln.
Moment mal. Da haben wir ja schon das Corpus delicti.
– Nix Gorbus delitschi. Über den hob ich fei gar näx gsoggd.
Du hast eine moderne junge Verwaltungsbeamtin mit Fräulein und Amtmann angesprochen? Da wäre ja Amtmännin noch besser gewesen, obwohl das auch schon ziemlich von vorgestern ist. Aber mit dem Fräulein hast du dir Wohl oder Übel den Freibiergutschein auf Lebenszeit versaut.
– Hääh?
Fräulein ist in etwa genauso korrekt, wie die Bezeichnung Negerkuss.
– du maanst, weil alles gschläckerd is?
Nein, weil es abwertend klingt.
– Wieso denn däs? Frollein klingt doch ned abwäadend. Da wass mä doch gleich, die is solo und der Babba soggd wuus lang gäd.
Eine moderne junge Frau würde sagen, ihr Beziehungsstatus geht niemand was an.
– Ob als Moo und Jächa muss i doch mei Jagdrefier känna.
Doch vielleicht wollen die Häschen nicht mehr Häschen sein. Es hat sich viel geändert, seid du dich das erste Mal rasiert hast. So schreibt die Frau von heute auch nicht mehr ‚ledig‘ oder ‚geschieden‘, sondern ‚unverheiratet‘ in ihren Lebenslauf.
– Und wie sag ich dann zu der Bissgurgn?
Guten Tag Frau Amtfrau.
– Und sonst näx?
Was willst du denn noch zur Begrüßung sagen?
– Zum Beispiel, wie’s dem Moo so gehd. Wassd scho, ich sag nur: ‚Jahchdrevier‘.
Damit würde ich vorsichtig sein. Vielleicht kannst du ja beim Gemeindefest rauskriegen, welche Familienstandsanredefloskel passt.
– Woss?
Aber unter uns unschuldigen Chorknaben: du bist doch nicht unbeweibt.
– und mei Alde is ned unbemannt. Dann samma wiedä quidd, väschtässd. Außerdem is sie auch ned immer wie a Engel zu mir.
Klar, sonst wäre sie auch ein bemannter Flugkörper, als Engel.
– Und ich a beleibter Beweibter, oddä?
Und Frau Amtfrau eine Verwaltungseinheit mit unbekanntem Vorzeichen.
– Ob a so moderne Fraa noch wass woss Freibier is?
Bestimmt. Weil bei Unterhopfung nur bedingt die Bemannung des Flugkörpers hilft.
– ach so hab ich dess noch gar ned g’seng. Sapperlodd.

(Bildnachweis: © benicce / photocase.com)

Im Jahr des Saturn

Zwei Faktoren kamen plötzlich zusammen. 2010 – das Jahr des Saturn und ein kleiner pfiffiger Windowsordner, tadalafil angefüllt mit kurzweiligen Geschichten, die irgendwie mit diesem Himmelskörper zu tun haben. Das ruft nach einer Veröffentlichung. Doch nicht irgendeine soll es sein, sondern – ganz im Sinne von SciFi und modern storys – ein ebook. Günstig, schnell heruntergeladen und auf jedem Reader, PC oder Eieiei-Phone lesbar. Denn eines haben die Autorinnen und Autoren verdient – gelesen zu werden. Die jüngte Teilnehmerin ist eine aufgeweckte, vielversprechende und frischgebackene Abiturientin. Außerdem bin ich stolz darauf hier noch einmal die drei Gewinner einer früheren Anthologie präsentieren zu dürfen.

Es gibt so viele wundervolle Geschichten, die nicht zu einem eng definierten Thema passen. Es gibt so viele fantasiebegabte Autorinnen und Autoren, deren Texte es verdient haben veröffentlicht zu werden.  Viel zu schade wäre es, wenn wieder eine staubige Schublade ihr Zuhause werden würde.

Im Jahr des Saturn, eine Anthologie der Perlen unter den Juwelen. Sie führt fort, was Smaragd-Saturn (Wunderwaldverlag Erlangen, 2010) aufgrund ihrer Begrenztheit nicht fassen konnte. In den folgenden Seiten finden Sie nicht nur die Highlights von Smaragd-Saturn, sondern auch das Beste, was mir das Thema „Saturn“ in diesem Jahr des Saturn gegeben hat.

Noch ist es nicht soweit. Der Buchblock liegt in den verlässlichen Händen von Frau Stadelmann beim Wunderwaldverlag. Noch ein paar Kommas gerückt und Absätze geschminkt. Das Startsignal für die Herausgabe wird hier bekanntgeben werden.

Verkehrsgefährdet

Es gibt Dinge, tadalafil die gehören ins Badezimmer oder ins Nachtprogramm. In einem anderen Zusammenhang wirken sie witzig oder provozierend. Der weibliche Bauchnabel ist mittlerweile akzeptierter Bestandteil des öffentlichen Lebens, prescription da er nicht mehr mit der unmittelbaren Vorbereitung der evolutionären Standardsituation „Fortpflanzung“ in Verbindung gebracht wird. Jedoch kann eine einzige laszive Leibstreckung später den Verkehr auf Straße und Ehe gefährden. Wenn der Nabel winkt und der Busen lockt, view kann nur eines folgen: die wissenschaftliche Betrachtung.

Wer kennt sie nicht, diese unerhört elegante Bewegung, mit der das grazile Geschlecht mit überkreuzten Armen und einer sinnlichen Beckendrehung Kleidungsstücke vom Oberkörper streift; ja, sich schlangengleich nach unten entwindet. Schon der Ansatz der Drehung ist eine Herausforderung für den unbedarften männlichen Beobachter. Erst recht, wenn der feine Stoff der Damenoberbekleidung ein zartes Top ist; Spaghetti-Träger, die ein seidengleiches Leibchen tragen. Zum sinnlichen Akt gesellt sich blinkend der nackte Nabel. Konkav in seiner Wölbung ruhend.

Falls nun der zufällige Zeuge eines solchen Vorganges ein durchschnittlicher Mann ist, als solchen würde ich mich taxieren, dann besteht Gefahr. Es droht das totale Einfrieren der Software. Standbild. Ohne unnütze energieverschwendende Gedanken starrt das konditionierte Auge nur noch auf eine Stelle – was entblößt sich unter den beiden Attributspositionen, wenn der Kopf der erotischen Attentäterin vollständig umhüllt ist?

Reizauslöser: Standardsituation "Fortpflanzung"

Beim heutigen Anblick war es ein unschuldiges Bikinioberteil. Welche Farbe? Darauf habe ich nicht geachtet. Nach dem etwa zweisekündigen Standbild – meine Neuronen und Synapsen waren überfordert den optischen Input zu verarbeiten – dachte ich nur eines: 10 Meter!

Ich war etwa 10 Meter mit dem Auto in dieser Zeit gefahren. Nicht schnell, aber doch in besinnungslosem Zustand. Wehe dem, der das „unzurechnungsfähig“ nennt. Bin ich doch heute an der vielbefahrenen Kreuzung einer durchschnittlichen deutschen Kleinstadt wie immer nur eines gewesen – ein Mann.  Angefüllt mit DNS-Sequenzen aller meiner Vorfahren, bis zurück, als ein niedliches Vormenschen-Äffchen seine persönliche Bananenpalme verließ, um dem strammen Weibchen am Wasserloch hinterherzuspechten. Eine „Triebfederlänge“ zu lange, und man wäre schnell aus dem Genpool verschwunden. Dafür sorgte der Säbelzahntiger, in dessen Zuständigkeit man verfallen war. Deshalb stellt sich hier und heute, nach dem erschreckenden Systemabsturz in Sichtweite des sich skandalös häutenden femininen Körpers nur eine Frage: wie konnten die Männer die letzten vier Millionen Jahre überleben?

Mir scheint das eines der großen Mysterien der unergründlichen Schöpfung zu sein.

Doch, heureka!, könnte die Unfähigkeit des Mannes eine neue Frisur, ein neues Kleid oder neue Schuhe an seiner Partnerin zu erkennen, genau darin ihre Ursache haben? Der Mammut-Erleger und Höhlenbären-in-die-Flucht-Schläger fokussiert mit seinen Sinnen eben nur das, was dem Überleben dienlich ist. Und das ist die nackte Region um den Nabel (und darüber und darunter) weit eher, denn Schleifchen im Haar, Rüschen am Kleid oder Bommeln an den Sandalen.

Sorry Ladys, das Überleben in freier Wildbahn ist hart. Habe ich schon gesagt, dass mein Faustkeil größer ist, als alle anderen?

(Bildnachweis: © himberry / photocase.com)

Ich bin Elite

Spammails, die Quelle ewiger Weisheit; das schrieb ich schon. So darf es nicht wundern, dass ich auch die Werbebotschaften exklusiver  Partnerschaftsvermittlungagenturen ernst nehme und mir en gros und en detail Gedanken darüber mache. Als Mann und als Denker kann ich das verlockende Angebot des elitären Anbieters kaum ignorieren. 4 ausgesuchte Schönheiten mit qualifizierten Ausbildungen appellieren an meine Männlichkeit, meine Männlichkeit und meine Männlichkeit. Was für eine Herausforderung; au weia.

Mein Gott, ein Wunder ist geschehen, wie es seit tausendundeiner Nacht nicht mehr vorgekommen ist. Die weibliche Elite Deutschlands buhlt um mich – meinen Geist und meinen Körper. Und ich brauche nur zu wählen?

Weiblich, ledig, sucht … ist die Korrespondenz mit den hinreißenden Fotos aus dem Traumland jedes Mannes betitelt. Und sie können es nicht erwarten, diese feminin-paarungswilligen Schönheiten. Ich sehe in die Augen der sozial engagierten Schauspielerin, die mich sofort gefangen nehmen. Die langen schwarzen Haare locken und ich, der Mann der Männer, könnte an ihrer Seite durch die Reihen der Mario Adorfs, Uwe Ochsenknechts oder Christine Neubauers schreiten. Mit Gina Wild auf du und du, lasse ich mich eher von der Elite-Traumpartnerin verführen und gleichzeitig weiß ich, dass sie das soziale Herz am rechten Fleck hat.

Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad

Doch da lacht mir die platinblonde Dolmetscherin entgegen. Weltoffen, immer fröhlich und die vibrations vermitteln, sie würde auch im Kuschelzimmer alle Sprachen der Welt beherrschen. Doch während ich gerade die Heiterkeit der Erotik in dieser Elitebewerbung um meine Person erforschen möchte, lockt die geschmackvolle Innenarchitektin. Die auch einen Sinn für gutes Essen mitbringt. Bestimmt kann die hochbezahlte Sinnenlust auch noch kochen. Dann wäre die Entscheidung keine Entscheidung mehr. Wäre da nicht die exotisch sinnliche Juristin. Schwarzes Haar, dunkle Haut und einen unerhörten geheimnisvollen Blick. Da bekommt der Begriff ‚Paragrafenreiterei‘ die positivste aller Bedeutungen. Knallhart in formaljuristischer Robe und butterweich in meinen gierigen Händen.

Alle Missgeschicke in meinem Leben sei diesem verziehen. Allein die unerwartete Bewerbung, das Gefühl von den schönsten der Schönen, den erfolgreichsten unter den Erfolgreichen und den gutsituiertesten aller Gutsituierten, begehrt zu werden, lässt mein Herz im Dreiklang der Glückseligkeit erklingen. Doch ich bin nicht auf den Kopf gefallen, nur weil dieses elektronische Schreiben meine Gier auf das Weibliche geweckt hat. Ich lese auch das Kleingedruckte. Gutschein, steht da; einen Monat gratis. Ich Glückspilz muss mir über Vermittlungsgebühren überhaupt keine Gedanken machen. Ich brauche keine 4 Wochen, um mir die Sinnlichkeit in Menschengestalt zu wählen.

Vielleicht die Juristin, die mich aus jedem Strafzettel für Schnellfahren oder Falschparken rauspaukt, die Villa finanziert und meine Kissen aufschüttelt. Am Ende könnte sie noch diese Gutscheindamen-Vermittlungsfirma verklagen, falls das nur ein mieser Werbetrick mit gutaussehenden und schlechtbezahlten Fotomodels wäre.

Zu guter Letzt haben die Damen auch noch eine TüV-Plakette vom TüV Süd an der Backe. Geprüft wurden natürlich nicht die Durchrostung der Kotflügel oder die Funktionsfähigkeit von Front-Airbags. Als verkehrssicher wurde zertifiziert die allgemeine Gebrauchstauglichkeit und praktische Handhabbarkeit, der Sicherheitstandard in allen Funktionen, sowie ein hochwertiges Qualitätsmanagement bei der Einbindung der Zulieferer. Ich meine, das schafft Vertrauen.

Dass ich in den Himmel komme ist gar nicht mehr nötig, denn der Himmel ist zu mir gekommen – per Gutschein. Was nur meine Frau dazu sagt? Die freut sich bestimmt über soviel Glück und wird mir bei der Auswahl schon gehörig helfen.

(Bildnachweis: © Roarky / photocase.com)

Beistellblondine

Manchmal rauschen die Fachbegriffe vorbei wie Intercitys in einer idyllischen Spätsommernacht. Eben noch sinnlich jenseits von Zeit und Raum und plötzlich erzittert das Selbstverständnis. So ähnlich erging es mir, als ich dieses Wort das erste Mal hörte. Beschreibt es doch etwas, was man schon hunderte Male wahrgenommen hat, aber nie mit einem Fachbegriff assoziiert hätte, der wissenschaftlichen Hintergrund, komplexe logistische Vorleistung und Initiierung subtiler neurologischer Vorgänge vermittelt. Eine Spezialdisziplin ist geboren! Das reizt den seriösen Wissenschaftler, wie den unseriösen Mann.

Im Duden steht dazu nichts. Doch was ist die nur, diese besondere Blondine? Es klingt wie Beistelltischchen; Deckchen drauf, Väschen drauf und fertig ist das romantische sinnfreie Zimmereck. Doch wie soll ich mir das bei einer Beistellblondine vorstellen? Dekorativ im Foyer, Tuch über dem Gesicht und Hut mit floralen Applikationen? Doch wozu? Gerade Blondinen sagt man nach, weit intelligenter zu sein als ein Delfin. Deswegen wäre es geradezu eine Verschwendung von brain und spirit.

Ballonisierte Beistellblondine bei Fuß

Andererseits ist es für manche vielleicht erfüllend als Kunstobjekt zu gelten. Ich bin die Venus von Merlot, können nicht viele von sich behaupten. So gesehen hätte die Beistellblondine schon etwas Spirituelles. Trotzdem bleibt das mulmige und zugleich erregende Gefühl, der Begriff könnte einen sexistischen Unterton besitzen.

Der passionierte Reiter oder die sattelfeste Brünette kennt die besondere Funktion eines Beistellpferdes. Dabei handelt es sich um eine wichtige soziale Position im heimischen Pferdestall. Das Tier sollte nicht geritten werden, weil dies für die Gesundheit der Armen nicht förderlich wäre. Aber ihre Gegenwart wird geschätzt und soll beruhigend bei Aggressionen wirken und Depressionen verhindern. Das hieße im übertragenen Sinne, wenn nun ein durchschnittlicher Mann wie ich, der gemeine Maskulinus mit der Intelligenz eines Kalmars (Fussballergebnisse vorhersagen wie  Krake Paul bei der WM2010 und Nahrung aus einer Flasche holen), einen Vortrag hält oder sonstwie in Erscheinung tritt, könnte das Vorhandensein einer Beistellblondine Wut und Langeweile über den produzierten Pferdemist in Sanftmut und Interesse wandeln.

Natürlich hinkt das Beispiel, denn der Delfin frisst bekanntlich Kalmare. Das würde eine blonde Schönheit doch nie … oder … ? Lassen Sie doch bittebitte das Beistellväschen auf dem Beistelltischchen stehen …


Was ist nun die Moral von der Geschicht‘:
Beistelltische beißen nicht.

Doch unterschätze nicht die Meeressäuger
Noch eh der zarte Busen geküsst
Beistellblondines Flosse dich grüßt.
*flatsch!*
Lerne du vom Rassepferd, und
Beiwerk wird zum Mittelpunkt.

(Bildnachweis: © JoeEsco / photocase.com)