Im Jahr des Saturn

Zwei Faktoren kamen plötzlich zusammen. 2010 – das Jahr des Saturn und ein kleiner pfiffiger Windowsordner, tadalafil angefüllt mit kurzweiligen Geschichten, die irgendwie mit diesem Himmelskörper zu tun haben. Das ruft nach einer Veröffentlichung. Doch nicht irgendeine soll es sein, sondern – ganz im Sinne von SciFi und modern storys – ein ebook. Günstig, schnell heruntergeladen und auf jedem Reader, PC oder Eieiei-Phone lesbar. Denn eines haben die Autorinnen und Autoren verdient – gelesen zu werden. Die jüngte Teilnehmerin ist eine aufgeweckte, vielversprechende und frischgebackene Abiturientin. Außerdem bin ich stolz darauf hier noch einmal die drei Gewinner einer früheren Anthologie präsentieren zu dürfen.

Es gibt so viele wundervolle Geschichten, die nicht zu einem eng definierten Thema passen. Es gibt so viele fantasiebegabte Autorinnen und Autoren, deren Texte es verdient haben veröffentlicht zu werden.  Viel zu schade wäre es, wenn wieder eine staubige Schublade ihr Zuhause werden würde.

Im Jahr des Saturn, eine Anthologie der Perlen unter den Juwelen. Sie führt fort, was Smaragd-Saturn (Wunderwaldverlag Erlangen, 2010) aufgrund ihrer Begrenztheit nicht fassen konnte. In den folgenden Seiten finden Sie nicht nur die Highlights von Smaragd-Saturn, sondern auch das Beste, was mir das Thema „Saturn“ in diesem Jahr des Saturn gegeben hat.

Noch ist es nicht soweit. Der Buchblock liegt in den verlässlichen Händen von Frau Stadelmann beim Wunderwaldverlag. Noch ein paar Kommas gerückt und Absätze geschminkt. Das Startsignal für die Herausgabe wird hier bekanntgeben werden.

Verkehrsgefährdet

Es gibt Dinge, tadalafil die gehören ins Badezimmer oder ins Nachtprogramm. In einem anderen Zusammenhang wirken sie witzig oder provozierend. Der weibliche Bauchnabel ist mittlerweile akzeptierter Bestandteil des öffentlichen Lebens, prescription da er nicht mehr mit der unmittelbaren Vorbereitung der evolutionären Standardsituation „Fortpflanzung“ in Verbindung gebracht wird. Jedoch kann eine einzige laszive Leibstreckung später den Verkehr auf Straße und Ehe gefährden. Wenn der Nabel winkt und der Busen lockt, view kann nur eines folgen: die wissenschaftliche Betrachtung.

Wer kennt sie nicht, diese unerhört elegante Bewegung, mit der das grazile Geschlecht mit überkreuzten Armen und einer sinnlichen Beckendrehung Kleidungsstücke vom Oberkörper streift; ja, sich schlangengleich nach unten entwindet. Schon der Ansatz der Drehung ist eine Herausforderung für den unbedarften männlichen Beobachter. Erst recht, wenn der feine Stoff der Damenoberbekleidung ein zartes Top ist; Spaghetti-Träger, die ein seidengleiches Leibchen tragen. Zum sinnlichen Akt gesellt sich blinkend der nackte Nabel. Konkav in seiner Wölbung ruhend.

Falls nun der zufällige Zeuge eines solchen Vorganges ein durchschnittlicher Mann ist, als solchen würde ich mich taxieren, dann besteht Gefahr. Es droht das totale Einfrieren der Software. Standbild. Ohne unnütze energieverschwendende Gedanken starrt das konditionierte Auge nur noch auf eine Stelle – was entblößt sich unter den beiden Attributspositionen, wenn der Kopf der erotischen Attentäterin vollständig umhüllt ist?

Reizauslöser: Standardsituation "Fortpflanzung"

Beim heutigen Anblick war es ein unschuldiges Bikinioberteil. Welche Farbe? Darauf habe ich nicht geachtet. Nach dem etwa zweisekündigen Standbild – meine Neuronen und Synapsen waren überfordert den optischen Input zu verarbeiten – dachte ich nur eines: 10 Meter!

Ich war etwa 10 Meter mit dem Auto in dieser Zeit gefahren. Nicht schnell, aber doch in besinnungslosem Zustand. Wehe dem, der das „unzurechnungsfähig“ nennt. Bin ich doch heute an der vielbefahrenen Kreuzung einer durchschnittlichen deutschen Kleinstadt wie immer nur eines gewesen – ein Mann.  Angefüllt mit DNS-Sequenzen aller meiner Vorfahren, bis zurück, als ein niedliches Vormenschen-Äffchen seine persönliche Bananenpalme verließ, um dem strammen Weibchen am Wasserloch hinterherzuspechten. Eine „Triebfederlänge“ zu lange, und man wäre schnell aus dem Genpool verschwunden. Dafür sorgte der Säbelzahntiger, in dessen Zuständigkeit man verfallen war. Deshalb stellt sich hier und heute, nach dem erschreckenden Systemabsturz in Sichtweite des sich skandalös häutenden femininen Körpers nur eine Frage: wie konnten die Männer die letzten vier Millionen Jahre überleben?

Mir scheint das eines der großen Mysterien der unergründlichen Schöpfung zu sein.

Doch, heureka!, könnte die Unfähigkeit des Mannes eine neue Frisur, ein neues Kleid oder neue Schuhe an seiner Partnerin zu erkennen, genau darin ihre Ursache haben? Der Mammut-Erleger und Höhlenbären-in-die-Flucht-Schläger fokussiert mit seinen Sinnen eben nur das, was dem Überleben dienlich ist. Und das ist die nackte Region um den Nabel (und darüber und darunter) weit eher, denn Schleifchen im Haar, Rüschen am Kleid oder Bommeln an den Sandalen.

Sorry Ladys, das Überleben in freier Wildbahn ist hart. Habe ich schon gesagt, dass mein Faustkeil größer ist, als alle anderen?

(Bildnachweis: © himberry / photocase.com)

Ich bin Elite

Spammails, die Quelle ewiger Weisheit; das schrieb ich schon. So darf es nicht wundern, dass ich auch die Werbebotschaften exklusiver  Partnerschaftsvermittlungagenturen ernst nehme und mir en gros und en detail Gedanken darüber mache. Als Mann und als Denker kann ich das verlockende Angebot des elitären Anbieters kaum ignorieren. 4 ausgesuchte Schönheiten mit qualifizierten Ausbildungen appellieren an meine Männlichkeit, meine Männlichkeit und meine Männlichkeit. Was für eine Herausforderung; au weia.

Mein Gott, ein Wunder ist geschehen, wie es seit tausendundeiner Nacht nicht mehr vorgekommen ist. Die weibliche Elite Deutschlands buhlt um mich – meinen Geist und meinen Körper. Und ich brauche nur zu wählen?

Weiblich, ledig, sucht … ist die Korrespondenz mit den hinreißenden Fotos aus dem Traumland jedes Mannes betitelt. Und sie können es nicht erwarten, diese feminin-paarungswilligen Schönheiten. Ich sehe in die Augen der sozial engagierten Schauspielerin, die mich sofort gefangen nehmen. Die langen schwarzen Haare locken und ich, der Mann der Männer, könnte an ihrer Seite durch die Reihen der Mario Adorfs, Uwe Ochsenknechts oder Christine Neubauers schreiten. Mit Gina Wild auf du und du, lasse ich mich eher von der Elite-Traumpartnerin verführen und gleichzeitig weiß ich, dass sie das soziale Herz am rechten Fleck hat.

Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad

Doch da lacht mir die platinblonde Dolmetscherin entgegen. Weltoffen, immer fröhlich und die vibrations vermitteln, sie würde auch im Kuschelzimmer alle Sprachen der Welt beherrschen. Doch während ich gerade die Heiterkeit der Erotik in dieser Elitebewerbung um meine Person erforschen möchte, lockt die geschmackvolle Innenarchitektin. Die auch einen Sinn für gutes Essen mitbringt. Bestimmt kann die hochbezahlte Sinnenlust auch noch kochen. Dann wäre die Entscheidung keine Entscheidung mehr. Wäre da nicht die exotisch sinnliche Juristin. Schwarzes Haar, dunkle Haut und einen unerhörten geheimnisvollen Blick. Da bekommt der Begriff ‚Paragrafenreiterei‘ die positivste aller Bedeutungen. Knallhart in formaljuristischer Robe und butterweich in meinen gierigen Händen.

Alle Missgeschicke in meinem Leben sei diesem verziehen. Allein die unerwartete Bewerbung, das Gefühl von den schönsten der Schönen, den erfolgreichsten unter den Erfolgreichen und den gutsituiertesten aller Gutsituierten, begehrt zu werden, lässt mein Herz im Dreiklang der Glückseligkeit erklingen. Doch ich bin nicht auf den Kopf gefallen, nur weil dieses elektronische Schreiben meine Gier auf das Weibliche geweckt hat. Ich lese auch das Kleingedruckte. Gutschein, steht da; einen Monat gratis. Ich Glückspilz muss mir über Vermittlungsgebühren überhaupt keine Gedanken machen. Ich brauche keine 4 Wochen, um mir die Sinnlichkeit in Menschengestalt zu wählen.

Vielleicht die Juristin, die mich aus jedem Strafzettel für Schnellfahren oder Falschparken rauspaukt, die Villa finanziert und meine Kissen aufschüttelt. Am Ende könnte sie noch diese Gutscheindamen-Vermittlungsfirma verklagen, falls das nur ein mieser Werbetrick mit gutaussehenden und schlechtbezahlten Fotomodels wäre.

Zu guter Letzt haben die Damen auch noch eine TüV-Plakette vom TüV Süd an der Backe. Geprüft wurden natürlich nicht die Durchrostung der Kotflügel oder die Funktionsfähigkeit von Front-Airbags. Als verkehrssicher wurde zertifiziert die allgemeine Gebrauchstauglichkeit und praktische Handhabbarkeit, der Sicherheitstandard in allen Funktionen, sowie ein hochwertiges Qualitätsmanagement bei der Einbindung der Zulieferer. Ich meine, das schafft Vertrauen.

Dass ich in den Himmel komme ist gar nicht mehr nötig, denn der Himmel ist zu mir gekommen – per Gutschein. Was nur meine Frau dazu sagt? Die freut sich bestimmt über soviel Glück und wird mir bei der Auswahl schon gehörig helfen.

(Bildnachweis: © Roarky / photocase.com)

Beistellblondine

Manchmal rauschen die Fachbegriffe vorbei wie Intercitys in einer idyllischen Spätsommernacht. Eben noch sinnlich jenseits von Zeit und Raum und plötzlich erzittert das Selbstverständnis. So ähnlich erging es mir, als ich dieses Wort das erste Mal hörte. Beschreibt es doch etwas, was man schon hunderte Male wahrgenommen hat, aber nie mit einem Fachbegriff assoziiert hätte, der wissenschaftlichen Hintergrund, komplexe logistische Vorleistung und Initiierung subtiler neurologischer Vorgänge vermittelt. Eine Spezialdisziplin ist geboren! Das reizt den seriösen Wissenschaftler, wie den unseriösen Mann.

Im Duden steht dazu nichts. Doch was ist die nur, diese besondere Blondine? Es klingt wie Beistelltischchen; Deckchen drauf, Väschen drauf und fertig ist das romantische sinnfreie Zimmereck. Doch wie soll ich mir das bei einer Beistellblondine vorstellen? Dekorativ im Foyer, Tuch über dem Gesicht und Hut mit floralen Applikationen? Doch wozu? Gerade Blondinen sagt man nach, weit intelligenter zu sein als ein Delfin. Deswegen wäre es geradezu eine Verschwendung von brain und spirit.

Ballonisierte Beistellblondine bei Fuß

Andererseits ist es für manche vielleicht erfüllend als Kunstobjekt zu gelten. Ich bin die Venus von Merlot, können nicht viele von sich behaupten. So gesehen hätte die Beistellblondine schon etwas Spirituelles. Trotzdem bleibt das mulmige und zugleich erregende Gefühl, der Begriff könnte einen sexistischen Unterton besitzen.

Der passionierte Reiter oder die sattelfeste Brünette kennt die besondere Funktion eines Beistellpferdes. Dabei handelt es sich um eine wichtige soziale Position im heimischen Pferdestall. Das Tier sollte nicht geritten werden, weil dies für die Gesundheit der Armen nicht förderlich wäre. Aber ihre Gegenwart wird geschätzt und soll beruhigend bei Aggressionen wirken und Depressionen verhindern. Das hieße im übertragenen Sinne, wenn nun ein durchschnittlicher Mann wie ich, der gemeine Maskulinus mit der Intelligenz eines Kalmars (Fussballergebnisse vorhersagen wie  Krake Paul bei der WM2010 und Nahrung aus einer Flasche holen), einen Vortrag hält oder sonstwie in Erscheinung tritt, könnte das Vorhandensein einer Beistellblondine Wut und Langeweile über den produzierten Pferdemist in Sanftmut und Interesse wandeln.

Natürlich hinkt das Beispiel, denn der Delfin frisst bekanntlich Kalmare. Das würde eine blonde Schönheit doch nie … oder … ? Lassen Sie doch bittebitte das Beistellväschen auf dem Beistelltischchen stehen …


Was ist nun die Moral von der Geschicht‘:
Beistelltische beißen nicht.

Doch unterschätze nicht die Meeressäuger
Noch eh der zarte Busen geküsst
Beistellblondines Flosse dich grüßt.
*flatsch!*
Lerne du vom Rassepferd, und
Beiwerk wird zum Mittelpunkt.

(Bildnachweis: © JoeEsco / photocase.com)

Zärtlich wie Seladon

Des Bratkartoffelverhältnisses zweiter Teil mag Seladons Zärtlichkeit sein. Was will der alte Mann mir damit sagen, werden Sie fragen. Die Antwort ist einfach: Beides sind Begriffe unserer lebendigen Sprache, die schon das Prädikat ‚Oldtimer‘ tragen müssten. Sie werden nicht mehr hergestellt, bzw. verwendet. Schade eigentlich, trägt doch die Seelenliebe Seladons mehr der mystischen Kraft in sich als die Popp(!)kultur der körperorientierten Moderne.

»Man könnte vielleicht sagen, daß Du eine Schönheit bist. Du brauchst da nicht zu erröthen. Es ist ein Unterschied, ob ein Vater oder ein schmachtender Seladon diese Worte sagt.« (aus: Karl May, Der verlorne Sohn,1884)

Seladon wo bist du?

Eine Redewendung, die zu Recht vergessen wurde? Dabei war sie noch neulich, in der Zeit, die man literarisch und musisch die Romantik nennt, in aller Munde. Gut, zu jener Zeit konnte man als Mann auch noch selbstbewusst ein Bäuchlein tragen und galt damit als betucht und gesetzt; für mich ein Traum. Es würden die Ledigen grazil knicksen, bis ich den Reiz des Dekolletés mit verbundenen Augen in Öl oder Aquarell huldigen könnte und die Verheirateten gleich Haremsdamen meine Person anschmachten, die sie von Ferne verzaubert.

Doch heutzutage? Knackarsch statt Gutsituiertenbauch. Anmachspruch statt Liebeshymnus. OneNightStand statt Naturbetrachtung mit Anstandsdame. Was ist passiert? Warum
verschwand der zärtliche Seladon; der schöne Adonis und der starke Herkules aber blieb?
Wenn ich von meiner sportlichen Jugendzeit, langanhaltendem Power-Kuscheln und den vielen Mägdeleins erzähle, die ich damals in meinem Schlafgemach zum Schäferstündchen gerne leiten hätte wollen, säuselt meine Frau nur lieblich: ich habe dich wegen deines Charakters genommen.

>>> von Adonis enttäuscht und Herkules verlassen <<<

Charakter??? Wo bleibt der Vergleich mit Adonis oder Herkules?, von mir aus mag auch der kraftvolle Araberhengst und der nimmermüde Stier herhalten. Aber Charakter? Das klingt wie, ‚er war wie ein süßer Zaunkönig und hat mich mit seinem Gezwitscher erfreut‘. Jetzt, im nicht mehr ganz jugendlichen Alter könnte wunderschön der Vergleich mit der Zärtlichkeit Seladons herhalten, der seine Geliebte Schäferin Astrée sanft in die Glückseligkeit wiegt. Aber der ist in den letzten 100 Jahren irgendwie verschütt gegangen. Nur noch Muskeln und Schönheits-OPs scheinen den Menschen begehrenswert zu machen.

Was wären eigentlich die Vergleiche für die holde Weiblichkeit? Schön wie Nofretete, scharf wie Mama Allpa (Fruchtbarkeitsgöttin der Inka mit vielen Brüsten) und unschuldig wie eine Jungfrau etwa? Ich sehe meine damalige Freundin vor mir, im knappen Bikini mit sinnlichen Lippen und verführerisch lockenden Augen; hätte ich sagen dürfen: Ich liebe dich wegen deinem guten Charakter? Sie hätte sicher flux die Beine übereinandergeschlagen, die Arme vor der Brust verschränkt und ich hätte die Fernsehzeitung gesucht.

Wie ungerecht ist das Geschlechterleben. Da überspringt die Frau Adonis und Herkules und meint angeblich in Wahrheit den Seladon im Mann und dieser lässt die zarte Tugend ‚Unschuld‘ links liegen und spricht offen von Schönheit und Wolllust.

Was ist die Moral von der Geschicht:

Adonis begehrt seinen Spiegel,
Herkules nur seine Kraft;
wenn  Seladon spricht mit zartem Reim,
kann der Handkuss erst der Anfang sein.

Die weise Weiblichkeit flüstert mir, Seladon ist mehr als nur Beiwerk und mehr als das, was am Ende nur übrig bleibt.  Uff, da hab ich aber nochmal Glück gehabt.

(Bildnachweis: © chriskuddl | ZWEISAM / photocase.com)