Darwin vs. Bibel 2009

Einfach hören.

Ein wissenschaftlicher Artikel inspirierte mich zu nachfolgendem Dialog. Gleichzeitig sei damit der 200. Geburtstag Charles Darwins, wie auch dem 150. Geburtstag seines Werkes über die Entstehung der Arten, gewürdigt. Außerdem ist das Jahr 2009 das IYA – das internationale Jahr der Astronomie. Tja, und dann gibt es gottseidankeschön noch die Älge. Wenn sich nun die unbezähmbaren Freigeister zweier fränkischer Tiefdenker in diesem Umfeld tummeln, könnte nachfolgendes Gespräch herauskommen.

Hallo Herr Weitdenker, ich habe neulich eine interessante Theorie gelesen … in irgendso einem Käseblatt … soll aber von ner Uni sein, dass komplexe und einfache Strukturen nicht nacheinander, sondern gleichzeitig entstanden sind.

– Häh?

Ja, weißt du was das bedeutet?

– ja, … äh … ne.

Was jetzt?

– Du meinst vielleicht, dass wir beide net gleich alt sein dürfen?

Dies wäre ein Ansatz. Aber es geht hierbei mehr um Schöpfungstheorie.

– Schröpfung?

ne, Schöpfung.

– Das sagt mein spezieller Finanzberater auch immer.

Der interessiert sich für Schöpfung?

– Fei wärklich. Der sagt immer, dass die Schöpfung bei den Schuldverschreibungen an der Börse Bradischlawa besser ist, als wenn ichs auf die Bank legen dähd.

Du meinst Wertschöpfung.

– Oder so.

Ich spreche von der Entwicklung allen Lebens. Der Schöpfung und überhaupt.

– Ach so (grinst)

Was grinst jetzt so deppert?

– Du meinst den (hüstelt) Zeugungsakt.

(guckt kritisch) Ja, aber anders als du.

– (irritiert) Wie denn nachert?

Es gibt die Evolutionstheorie, nach der sich das Leben im Laufe von Jahrmillionen aus Einzellern hin zu Mehrzellern entwickelt hat.

– Bio?

Richtig.

– Da kenn ich mich aus. Erst war der grüne Schleim, dann a Fischla mit Füßla. Die mit großen hat mer T.Rex genannt. Dann kam der Aff und dann mir.

Vom Grundprinzip richtig, aber …

– Du hast schließlich einen gebüldeten Menschen vor dir. Erst kam der Flugsaurier, dann die Gaggern und jetzt die Fliecher.

(lächelt) dann kennst du auch das konkurrierende Intelligent Design?

– Ich fahr nur Golf.

Das ist doch keine Automarke. Das ist die Annahme, dass die Schöpfung, wie in der Bibel beschrieben, in 6 Tagen bewerkstelligt wurde.

– Reli?

Ja.

– Paster Biblböck hat 7 gesagt.

Ab siebten Tage ruhte er. Da war er schon fertig.

– Da hatter bestimmt in die Kirch müssen, gell?

Oder hat geweint, als er erkannt hat, was er angerichtet hat, wenn man dich so sieht.

– Täusch dich fei ned. Ich bin a pfiffigs Kerlchen. Hat auch der Pastor in Reli immer gesagt.

Dann sag doch mal was Pfiffiges zum Thema.

– (denkt nach)

na?

– 7 Tach könna ned stimma, weil erscht am vierten Sonne, Mond und Sterne neibaut worn sind.

Und die Tatsache, dass diese Tage keine menschlichen Tage sein können.

– Woher hat der dann gwusst, wann Sonntach is?

(genervt äfft er nach) der hat halt in nen Kalender neigschaut

– (glaubt ihn jetzt erwischt zu haben) des sagst jetzt blos so. Wo soll er den denn her ghabt habn?

Von der Sparkass. Die Dinger werfens eim doch überall nach.

– (nickt) Ach so.

Jetzt aber mal zurück zu dem Ergebnis dieser Uni, dass einfache und komplexe Strukturen gleichzeitig entstanden sind. Das könnte man als Pluspunkt für das Intelligent Design werten.

– Dass des jemand alles gleichzeitig hergezaubert hättn däd?

Richtig.

– Und ned ans ausm anderm kumma is.

Genau.

– (sinniert) Weißt du, ich denk ja immer so tief nach.

(verzieht das Gesicht) ich weiß.

– und manchmal kommt mer da so ein Gedanke, so ein fielosofischer.

(nickt)

– ich hab mer jetzt denkt, also mir ist kumma, dass ich gern wissen mögn däd, wass der liebe Gott am achten Tach gmacht hat.

Was soll der da gemacht haben?

– (zuckt mit den Schultern) vielleicht blau?

Warum denn das?

– Weil ich des noch nie hab rumpeln hörn und dann wär a neus Dings da gwesen.

Die Schöpfung war ja auch fertig.

– (wiegt nachdenklich den Kopf hin und her) Ich könnt mir hier und da noch a paar Baustellälla vorstellen.

Vielleicht hast du recht und es ging weiter. Achter, neunter, zehnter Tag. Und immer eine neue göttliche Erfindung.

– Oder er hat sich selber wieder weggeschaffn.

So ein Blödsinn. Da könnte ich mir eher vorstellen, dass er am achten Tag, frisch ausgeruht, meine liebe Frau geschaffen hat. So als besonderes Kunstwerk.

– Die Älge?

Mit ihren vielschichtigen Fähigkeiten, Persönlichkeit, Ausdruck …

– Haar …

Ja auch die Haare.

– Da müsst mer doch glatt a Sternbild nach ihr benennen. Wie so bei ner griechischen Goddheid.

Des müssten wir. Was wäre denn da geeignet?

– Die Fenuss fielleicht.

Die gehört doch schon der Göttin Venus. Außerdem ist das kein Sternbild, sondern ein Planet.

– A Stärnbildla. Na dann Virgo.

(schmunzelt) Nicht bei unserer wilden Zeit. Das wäre unpassend. Soviel Latein kann ich.

– Häh?

Virgo heißt Jungfrau.

– (grinst) Ich weiß, was du meinst.

Schon eher, was drüber steht.

– Ich hab glesen, da gibts so an Virgo-Superhaufen.

Das klingt mir zu sehr nach Zickenkrieg. Nein, nein. Da könnte ich mir eher was Edles vorstellen. Die Plejaden, das Siebengestirn vielleicht.

– Sieben, wegen der Schöpfungstach. Brauchen wir da ned acht?

Sieben der edlen Eigenschaften: Anmut, Lieblichkeit, Fürsorge, Verlässlichkeit, Großmut, und … (überlegt)

– Und die zwei weiblichen Addribude vorne macht siebne.

Ach. (winkt ab) Was gibt es noch für Sternbilder am Südhimmel, die nicht so geläufig sind?

– Da gibts lustige.

Das ist gut, Humor hat sie auch.

– Fliegender Fisch.

Nein.

– Kiel des Schiffs.

Quatsch.

– Luftpumpe, Hase, chemischer Ofen, Kapstädter Kohlensack.

Die denkst du dir jetzt aus?

– Ne, stand mal in der Zaidung.

Oder doch etwas, was nachts über dem Nordhimmel steht?

– Großer Wagen?

Wieso denn das?

– Da kannst drin was dransbordieren.

Wir haben schon zwei transportiert. Das reicht. Ich glaube, man müsste ein neues Sternengebilde entdecken. Die Verbindungen zwischen den Lichtpunkten neu ziehen.

– Ich weiß jetzt. Wir wärsch mim „Älgelischen Müschterium“?

Das klingt ja edel. Wo ist denn das?

– Därfscht dir selber suchn.

Weißt du, das ist ein wunderbarer Gedanke. Man verbindet einfach das schönste Leuchten mit der Milchstraße, dem Mond und wieder zurück. Da habe ich gleich ein neues wissenschaftliches Projekt.

– Und was is jetzt mit de Struggturen?

Wurscht. Die kriegen wir auch noch. Danke.

– Am neunten Dag schepfelte er dann die filosofische Intelligenzbestie (strich sich über das Haar)

(Bildnachweis: © Gerti G. / photocase.com)