Seit Gotthold Ephraim Lessing, prostate so behauptet man, wurden keine richtigen Fabeln mehr geschrieben. Sollte dieses Genre bereits ausgestorben sein? Dabei enthält gerade diese Textform eine Quintessenz mit Bild. Kein mahnender Zeigefinger, sondern die Möglichkeit sich in spielerischer Form mit den Protagonisten aus der Tierwelt, auseinanderzusetzen. Der Fuchs wird zu Reineke, schlau und hinterlistig. Meister Petz zum Bär, der die Gutmütigkeit repräsentiert. Das scheue Reh, der vorlaute Rabe – alle Tiere stellen menschliche Eigenschaften dar. Eine Fabel ist so wichtig, dass auch der werte Dr. Martin Luther solche schrieb. Das muss ich auch probieren, sagte ich mir, dient diese Website doch zum Experimentieren. Meine Fabel beginnt nicht mit den Zeilen „ein Rabe saß auf einem Baum und hatte einen Käse im Schnabel …“, übrigens eine Fabel, die der alte Grieche Äsop (600 v. Chr.) schon erzählte, verändert durch Martin Luther, La Fontaine, Ephraim Lessing, James Thurber, nur von mir noch nicht.

List und Liebe
Einst wollte der Bär das schlanke Reh sein eigen nennen. Doch das scheue Wesen flüchtete stets vor Angst, wenn sie seine Nähe spürte; egal wie wertvoll das Geschenk in den rauen Bärentatzen auch war. Da fragte Meister Petz den listigen Reineke um Rat. Dieser grinste verschmitzt.
„Du musst selbst zum eleganten Rehlein werden und mit ihr springen.“
„Aber wie soll ich das tun, sie ängstigt sich so sehr.“
„Gib mir das Geschmeide, ich werde dir das Geheimnis offenbaren, das zu Reichtum und Liebe führt.“
Der listige Fuchs nahm das Geschenk und ließ es in seinem Pelz verschwinden.
„Zum Ersten habt Dank. Zum zweiten lernt, dem rechten Wesen zu Vertrauen, denn Liebe führt nur über diesen Weg.“

Küss mich und deine Seele gehört meinem Körper

Erotik und Arithmetik
„Lass uns diese Nacht genießen“, lockte schnell die unbekannte Schöne.
Wie einst Satyr die Nymphen nahm, verzehrte sich der Glückliche an den roten Lippen. Doch die listigen Augen der Verlockung richteten das Haus bereits neu ein. Statt auf die Lustschreie hätte der Arme mehr auf die Spatzen hören sollen, die von den Dächern pfiffen: Flotte Frauen rechnen auch schnell.

(Bildnachweis:  © Nanduu / photocase.com)