Von Fräulein und Männin

Verniedlichung bei den Frauen ist mega-out, der Familienstand reine Privatsache. Die Lady von heute möchte nicht als noch nicht vollwertige Frau gelten, wenn sie nicht verheiratet ist. Im Umkehrschluss hieße das nämlich (und hat es viele Jahrhunderte), dass erst wenn sie vom Mann zur Frau gemacht wurde, sie eine wirkliche Frau ist. Wobei das Gefühl ihr Meister zu sein, schon etwas Bestechliches hat. Zumindest aus männlicher Sicht. Aber die Moderne hält gnadenlos Einzug. Das letzte standhafte Fräulein Kunigunda, immer brav und folgsam gelebt, ist nicht nur lang berentet, sondern auch bald zu Grabe getragen. Sogar ein kursiver Franke musste dies bemerken. Es wird immer enger für den Mann der Männer.

– Worst du scho amal wiedä auf dä Ge’maa?
Ob ich kürzlich im Rathaus war?
– Oddä so, ja.
Ja, das ist aber schon ein paar Tage her.
– Na, dou hast ja gsää, dass die a Neie hamm. So a jungs Ding.
Eine neue Mitarbeiterin?
– Ja, zwar mit Baralüüse-Busen, obbä so a Mundwärg, dou grauds dir fei!
Jetzt mal langsam. Was hat die Neue?
– A Mundwerk, wei a alda Bissgurg’n. Dei hodd g’soggt …
Nein, ich meine das andere.
– Baralüüse-Busen. Soug amoll, red ich ka deitsch?
Du meinst einen Paralyse-Busen?
– Jaja. A Gerääd, do geräät’st praktisch direkt in Baralüüse. Dem klaan Broudä vom Koma.
Gut. Den Teil deiner Rede kann ich mir jetzt vorstellen. Die neue Mitarbeiterin ist ansehnlich gebaut. Aber was bringt dich da so in Rage?
– Na, des Dings oben drübä. Des Mundwärg babbeld böös.

Das Fräulein habe ich gefressen

Hast du sie vielleicht unflätig angestarrt?
– Nix hob ich gmachd.
Oder ihr ein anzügliches Kompliment gemacht?
– Wos dengsdn du vo mir. Ich woss doch, wie mä sich auf dä Ge’maa benimmd.

Also dann mal ganz langsam. Du bist in die Amtsstube gekommen, hast die neue Mitarbeiterin gesehen, und dann?
– Woss dann?
Was hast du dann gemacht?
– Goar nix.
Irgendwas musst du doch gemacht haben.
– Gegrüßt hob ich hald.
Wie?
– Wos wie?
Wie hast du gegrüßt?
– Ich hob hald g’soggt: Griss Godd, Frollein Amtmoo. Wasst, ich hob ja denn Nohma noch nedd gwusst.
Und was hat sie darauf geantwortet?
– Richtig losbreddert is die Bissgurgn und hodd mich a Männla ghaasn. Väschtässt?
Wie waren den genau ihre Worte?
– Das Frollein Amtmoo könnt ich mir sonst wohin schmiän. Reikumma und sächsisch dischgrimmignieän und ich wär doch ahner vo denna annän und kennäd mich glei wiedä schleing. Dabei woll’d ich fei nur su an Freibier-Ausweis fürs Ge’maa-Fest hulln.
Moment mal. Da haben wir ja schon das Corpus delicti.
– Nix Gorbus delitschi. Über den hob ich fei gar näx gsoggd.
Du hast eine moderne junge Verwaltungsbeamtin mit Fräulein und Amtmann angesprochen? Da wäre ja Amtmännin noch besser gewesen, obwohl das auch schon ziemlich von vorgestern ist. Aber mit dem Fräulein hast du dir Wohl oder Übel den Freibiergutschein auf Lebenszeit versaut.
– Hääh?
Fräulein ist in etwa genauso korrekt, wie die Bezeichnung Negerkuss.
– du maanst, weil alles gschläckerd is?
Nein, weil es abwertend klingt.
– Wieso denn däs? Frollein klingt doch ned abwäadend. Da wass mä doch gleich, die is solo und der Babba soggd wuus lang gäd.
Eine moderne junge Frau würde sagen, ihr Beziehungsstatus geht niemand was an.
– Ob als Moo und Jächa muss i doch mei Jagdrefier känna.
Doch vielleicht wollen die Häschen nicht mehr Häschen sein. Es hat sich viel geändert, seid du dich das erste Mal rasiert hast. So schreibt die Frau von heute auch nicht mehr ‚ledig‘ oder ‚geschieden‘, sondern ‚unverheiratet‘ in ihren Lebenslauf.
– Und wie sag ich dann zu der Bissgurgn?
Guten Tag Frau Amtfrau.
– Und sonst näx?
Was willst du denn noch zur Begrüßung sagen?
– Zum Beispiel, wie’s dem Moo so gehd. Wassd scho, ich sag nur: ‚Jahchdrevier‘.
Damit würde ich vorsichtig sein. Vielleicht kannst du ja beim Gemeindefest rauskriegen, welche Familienstandsanredefloskel passt.
– Woss?
Aber unter uns unschuldigen Chorknaben: du bist doch nicht unbeweibt.
– und mei Alde is ned unbemannt. Dann samma wiedä quidd, väschtässd. Außerdem is sie auch ned immer wie a Engel zu mir.
Klar, sonst wäre sie auch ein bemannter Flugkörper, als Engel.
– Und ich a beleibter Beweibter, oddä?
Und Frau Amtfrau eine Verwaltungseinheit mit unbekanntem Vorzeichen.
– Ob a so moderne Fraa noch wass woss Freibier is?
Bestimmt. Weil bei Unterhopfung nur bedingt die Bemannung des Flugkörpers hilft.
– ach so hab ich dess noch gar ned g’seng. Sapperlodd.

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