Aufklärung statt Jugendschutz

Jugendschutz muss sein, das ist keine Frage. Sind jedoch Vorschriften hilfreich, die Kunst und Literatur in den Bereich der Kriminalität schieben? Übertreibungen schaden immer. Außer natürlich bei den Texten in dahingedacht.de .

Guck nicht so schlau - Zensorbalken gibt es auch in blau

Ich kann mir’s leider nicht verknusen,
heute zeig ich einen Busen.
Prall und schön, nahrhaft gar
Fällt er ins Auge, das ist wahr.

Doch es rufen strenge Leut‘,
sowas gehört verboten heut.
Packt ihm schwarz den Balken vor,
am besten noch mit Trauerflor.

Niemand darf die Frau mehr sehn,
ist sie noch so rund und schön.
Jedermann kriegt ’nen Komplex,
Rauf damit, auf den Index.

Was denkt man sich als nächstes aus,
„dem Mund, dem Mund macht den Garaus“.
Sinnlich küssend, grausam schrein,
sowas muss verboten sein.

Oder gar das lockig Haar,
lockt es doch und ist sogar,
arges sinnlich Attribut,
fort mit ihm und dann ist gut.

Nehmen wir das ganze Weib,
verführt den Manne allezeit.
Fort mit dem dummen Argument,
die Natur wär’s gewesen, die da brennt.

Liebe Leut, bleibt auf dem Teppich,
sei er rund, und sei er eckig.
Ein hohes Gut ist frei zu sein,
und aufgeklärt dabei zu sein.

Adpfentweisheiten der Alten

Und wieder kam der Winter völlig überraschend

Man kann ruhig an die Bauernregel glauben. Vor allem, wenn man sie selbst geschrieben hat.

Fällt im Advent der Schnee übers Haus,
ist der Sommer sicher aus.
Ist’s nur Regen kalt und nass,
macht es trotzdem keinen Spass.
Ich kuschel dann bis Sonnenwend,
und die Bauernregel find‘ ihr End.
Besinnlichen Advent wünscht der Adventmichel.
(Bildnachweis: © .marqs / photocase.com)

Haiku betrachtet anders

Und plötzlich war ein Haiku da; diese seltsame japanische Versform, capsule mit der ich mich vor längerem schon einmal beschäftigte. Silbenzählend mit 5 – 7 – 5 werden lyrische Gedanken formuliert. Damit kann man alles beschreiben. Sogar impulsive Leidenschaft klingt wie das rhythmische Tropfen des Regens, der über einen Bambus auf ein Schilfdach leise in eine Pfütze trommelt. Wenn man genau horcht, versteht man 7 Minuten Leidenschaft.

Leidenschaft ist etwas das Leiden schafft. Doch wer keine hat, dem fehlt ein Stück vom Leben.

Sieben Minuten,
Fantasie wird Wirklichkeit,
Leidenschaft leben.

Erst mit einer Leidenschaft erlebt der Mensch mit allen Sinnen. Dies mag ein schnelles Motorrad sein, der Sprung mit einem Fallschirm, oder auch das Tüfteln an einem Problem. Für jeden etwas anderes.

Leidenschaft leben,
Sinne saugen in sich auf,
Seelenerbeben.

Haiku betrachtet anders

Die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung werden auf einen Punkt konzentriert. Auf das Objekt der Leidenschaft. Liebende brauchen nicht mehr.

Seelen erbeben,
das Objekt der Begierde,
vereint die Welten.

Zeit ist relativ. Das ist nicht nur eine physikalische Erkenntnis. Sieben Minuten Leidenschaft können zu Sekunden, aber auch zu Stunden mutieren. Doch nur das Erleben zählt.

Welten vereinen,
die Zeiten schmelzen dahin,
Sieben Sekunden.

Zeitlose Sekunden gibt es in den Leidenschaften genauso wie kleine Ewigkeiten. Die Zeit ist zweitrangig. Wichtig ist nur die Präsenz von Subjekt und Objekt.

Sieben Sekunden,
in deine blauen Augen,
erklären die Welt.

Keine Fragen, keine Antworten. Wenn es einen Gott gibt und dieser in der Ewigkeit ruht, dann ist es sicher die Ewigkeit des
Augenblicks, der die Jahrmilliarden einer Schöpfung umfasst.

Der Leib wird Seele,
mein Wesen durchdringt deines,
mit allen Sinnen.

Leib, Seele? Ist der ganze Mensch mehr als die Summe seiner Gliedmaßen und Organe?

Mit allen Sinnen,
Liebe durchflutet den Geist,
Alles wird zu eins.

Leidenschaft bereichert um Neues. 1 + 1 macht 3. Nicht nur in der körperlichen Liebe. Auch andere Leidenschaften bereichern – um ein Leben. Leidenschaft bindet mit lustvollen Fesseln.

Alles wird zu eins,
mystische Wogen fluten,
Ich liebe Leben.

(Bildnachweis: © art of motion - Fotolia.com)

Vorsicht vor lyrischen Mädchenbusen

Johann Wolfgang von Goethe befand sich in vornehmer Gesellschaft und wurde vom Sohn der Gastgeber wie folgt angesprochen: „Hochverehrter Herr Geheimrat, auch wenn Sie Deutschlands Dichterfürst sind, möchte ich Ihnen dennoch die Wette anbieten, dass ich Ihnen zwei Wörter sagen kann, aus denen selbst Sie keinen Reim machen können.“
Goethe antwortete: „Junger Mann, ich nehme diese Wette gerne an, nennen Sie mir die zwei Wörter.“ Der junge Mann antwortete: „Die zwei Wörter sind Haustürklingel und Mädchenbusen.“ Nachdem Goethe sich einige Minuten zurückgezogen hatte, lieferte er als Beweis dafür, dass er tatsächlich Deutschlands Dichterfürst sei, nachfolgendes Gedicht; hier im Klickmich versteckt.

Spoiler

Haustürklingel und Mädchenbusen

Die Haustürklingel an der Wand
Der Mädchenbusen in der Hand
Sind beides Dinge wohlverwandt
Denn, wenn man beide leis berührt
Man innen drinnen deutlich spürt
Dass unten draußen einer steht
Der sehnsuchtsvoll nach Einlass fleht.

Doch ich möchte vor solchen literarischen Meisterwerken warnen. Allzuoft quält vorsätzliche Schamhaftigkeit, dass es beinahe kriminell erscheint. Wieviel Schüler mussten Jahrhunderte später noch leiden, weil allzu leichtfertig geschnürte Damen die Türglocke überhörten.

Goethe läutet mit frischem Reim - auf, huschhusch, lass ihn ein

Goethe läutet mit frischem Reim
auf, Contessa, lass ihn ein
denn es lässt an manchen Tagen
das drängend Sehnen kaum ertragen.

Am Ende treibt er’s mit Gedicht
worauf erst Herz, dann Brüstung bricht.
Lass ihn ein, sonst wird zum Schluss
ein Lendensturm zum Kunstgenuss.

Der dichtet traurig immer weiter,
der Glockenton klingt gar nicht heiter,
Ihr Busen bliebe unberührt,
und ein Schüler rezitiert betrübt.

Denn es fand zu allen Tagen
Lehrer, denen das Betragen
eines Schülers gar nicht passt
der den Reim dann ziemlich hasst.

Muss er dann den Mädchenbusen
In der Hand das Klingelband
lernen bist man rot vor Glut ist
Contessa, lass ihn ein und gut ist.

(Bildnachweis: © Anatoly Repin - Fotolia.com)

Atomphysik und die Weisheit der Frauen

Als Autor findet man seine Anregungen überall.  Wenn dann ein solcher Anreiz auch noch Wissenschaft und Frauen (meine Lieblingsthemen) zum Inhalt haben, ist die Ausgeburt an Weisheit, die ich mir einbilde, schon vorprogrammiert. Hier ist es der Bericht über eine Physik-Klausur, insbesondere der Zusatzfrage: Ist die Hölle exotherm? Keine Angst, so schlimm wird es nicht – nicht bei mir. Der Bericht findet sich in dem neumodischen Spoiler unten versteckt. Einfach draufklicken.

Spoiler
Zusatzfrage der Klausur:
Ist die Hölle exotherm (gibt Hitze ab) oder endotherm (absorbiert Hitze)?

Die meisten Studenten begründeten ihre Meinung unter Bezug auf das Boyle’sche Gesetz (Gas kühlt sich ab, wenn es expandiert und erhitzt sich, wenn es komprimiert wird) oder mit einer Variante davon.

Ein Student allerdings schrieb folgendes:
Zuerst müssen wir wissen wie sich die Masse der Hölle über einen bestimmten Zeitraum hinweg verändert. Deshalb benötigen wir Angaben über die Rate mit der Seelen sich in die Hölle hineinbewegen und mit welcher Rate sie sie wieder verlassen. Ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß eine Seele, einmal in der Hölle, diese dann nicht mehr verläßt.
Deshalb: Keine Seele verläßt die Hölle.
Um zu ermitteln, wieviele Seelen die Hölle betreten, müssen wir die verschiedenen Religionen betrachten, die es heute auf der ganzen Welt gibt. Die meisten dieser Religionen legen fest, daß die Seelen all derjenigen, die nicht dieser Glaubensrichtung angehören, unweigerlich in die Hölle kommen. Da es mehr als eine Glaubensrichtung gibt und Menschen in der Regel nicht
mehr als einer von ihnen angehören, können wir mit ziemlicher Sicherheit folgern, daß alle Seelen in die Hölle kommen. Bei den derzeitigen Geburts- und Todesraten können wir erwarten, daß sich die Anzahl der Seelen in der Hölle exponential vergrößert.
Jetzt sollten wir auf einen Blick auf die Volumensänderung der Hölle werfen, da das Boyle’sche Gesetz besagt, daß Temperatur und Druck in der Hölle nur unverändert bleiben, wenn das Volumen der Hölle proportional zum Zugang neuer Seelen expandiert.

Dies läßt uns jetzt zwei Möglichkeiten:
1. Falls das Volumen der Hölle langsamer expandiert als der Neuzugang von Seelen, wird sich die Hölle unweigerlich aufheizen, bis sie explodiert.
2. Falls es schneller expandiert als die Zunahme der Seelenanzahl, verringert sich die Temperatur, bis die Hölle einfriert.

Was also trifft nun zu?
Ziehen wir die Aussage Teresas in Betracht, die sie mir gegenüber im ersten Semester machte, ‚eher friert die Hölle ein, als daß ich mit Dir schlafe‘ und außerdem die Tatsache, daß ich letzte Nacht mit ihr geschlafen habe, dann muß Annahme 2 zutreffen. Also bin ich sicher, daß die Hölle exotherm und bereits eingefroren ist.

Die logische Konsequenz dieser Theorie ist, daß die Hölle zugefroren ist und deshalb keine neuen Seelen Aufnahme finden können. Somit bleibt nur noch der Himmel, womit auch die Existenz einer göttlichen Macht bewiesen ist… und das wiederum erklärt auch, warum Teresa letzte Nacht andauernd „Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!“ ausrief.

DIESER STUDENT ERHIELT ALS EINZIGER DIE BESTNOTE.

⇓ ⇓ ⇓
Was sagt mir das?

... und morgen räumt er mit der Chaostheorie auf. Ich glaub', dann friert die Hölle wieder ein.

… und die Moral von der Geschicht‘:

Während Man(n) studiert die Geistesfragen
wälzt Bücher und Atlanten groß,
das holde Weib beschränkt sich gut erzogen
auf Einlassregeln für den Schoß.

Doch irgendwann begreift er auch,
die Weisheit kann nur der erringen,
der dem Ruf der Jungfer lauscht:
O mein Gott stöhnt wie von Sinnen.

Wie einfach ist die Welt gestrickt,
liegts doch nur an den Leibeslagen.
Wie fern ist doch der Sinn entrückt.
Macht nix, wird der Weise sagen.

(Bildnachweis: © MORO - Fotolia.com)