Bamberg zaubert eine unsittliche Gebrauchsanweisung

Fränkischer Tag zu Super-Sinnisch-Sonja

Samstag noch in Anzug und Rappermütze, buy heute schon im FT (lokale Tageszeitung). Meine Gebrauchsanweisung für die „Super Sinnliche Sonja“, die in dieser Website ihren Anfang nahm, kam scheinbar am Rande der mehrtägigen Traditionsveranstaltung „Bamberg zaubert“ in … na, wo? … ganz gut an. Und das freut mich. Andererseits ist es überraschend, wenn plötzlich Interesse an Gebrauchsanweisungen im besten (besser: schlechtestem) Gebrauchsanweisungsdeutsch aufkeimt. Also: „Du nehmen Super-Sinnisch-Sonja mit zu Stunden-Tatort …“ oder freuen sich einfach mit mir über die gute Presse. Danke meiner Erzähl-Kollegin Peggy Hoffmann. Sie hat den Text spontan in ihrer unvergleichlichen Art pantomimisch begleitet. Danke auch Frau Redakteurin Petra Mayer aus Bamberg!


Ein erotisches Märchen

Die zweite Geschichte aus Kochende Leidenschaft und mehr, store der Anthologie aus dem Wendepunkt-Verlag, troche ist ein Experiment. Irgendwann gelüstete es mich ein erotisches Märchen zu schreiben. „Der listige Imker“ entstand. Eher zum Schmunzeln als zum Hecheln, capsule wird mir der Hard-Core-Leser vielleicht vorhalten. So sollte es sein, würde ich antworten.

 

Und achte darauf, liebe Maid, dass dich keine Biene sticht und sich nicht der Imker auf dich legt.

Es war einmal Mariechen, das Mädchen mit den güldenen Haaren, den gleichen güldenen Haaren wie sie ihr Mütterchen früher gehabt hatte.
»Geh‹ und lasse diesen Eimer vom Imker mit Honig füllen. Ich bin krank und Honig ist die beste Medizin.«
»Ja, Mutter. Ich werde mich beeilen und sogleich Honig für dich holen.«
Warnend hob diese noch den Zeigefinger. Schwächlich versuchte sie sich dabei im Bett aufzusetzen. Hustend nach Luft ringend.
»Mein Mariechen, lasse Vorsicht walten. Achte darauf, dass keine der Bienen dich sticht und dulde nicht, dass sich der Imker auf  dich legt.«
»Arme, kranke Mutter,« lachte Mariechen, »ich werde tun wie du sagst und darauf achten, dass keine Biene mich sticht oder der Imker sich auf mich legt.«
»Gut, gut,« hustete die Alte erneut, »jetzt geh‹ und komme recht schnell wieder.«
Auf einem Beinchen hüpfend wollte das Mädchen, welches schon sichtbar erblüht war, gerade zur Tür hinaus. Dort drehte sie sich noch einmal um.
»Mutter, warum würde denn der Imker sich auf mich legen wollen?«
»Weil er alt ist, mein Mariechen, und du jung und schön.« Noch einmal hob sie warnend den Finger. »Wenn er sich auf dich legt, wirst du alt und er jung und schön.«
Das Mädchen lachte fröhlich auf.
»Dann achte ich darauf, dass er sich nicht auf mich legt.«
Und sie war zur Tür hinaus.
Fröhlichen Herzens sprang und sang Mariechen auf ihrem Weg zur Imkerhütte am Bergeshang, wo die bunten Blumen blühen. Ihr Röckchen flatterte wie eine Fahne im Wind, doch ihr Mieder war artig verschnürt. Der Imker sah das Mädchen mit seinem Eimerchen schon von Weitem kommen.
»Herr Imker, Herr Imker,« rief sie, als sie seine Tür erreichte.
»Komm‹ rein, wer immer es ist,« antwortete er aus seiner Imkerstube. Dort hantierte er mit gar seltsamen Dingen, die Mariechen noch nie gesehen hatte.
»Ich soll für meine kranke Mutter Honig holen,« sagte sie artig, »dabei soll ich darauf achten, dass mich keine Biene sticht und der Imker sich nicht auf mich legt, hat die Mutter gesagt.«
»So,« lächelte der Imker, der Mariechen gar nicht so alt erschien, wie ihr erzählt worden war, »dann werden wir erst einmal aufpassen, dass dich keine Biene sticht.« Derweil räumte er den Tisch frei.
»Stell‹ nur dein Eimerchen auf den Boden und beuge dich über den Tisch,« sagte er.

<Ende des Leseauszugs>

(Bildnachweis: © Irina Karlova - Fotolia.com)

Kochende Leidenschaften

Heute ist sie eingetroffen. Die erste erotische Anthologie an der ich mich beteiligt habe. 2 Geschichten habe ich ins Rennen geschickt – 2 kamen an, treat beim Wendepunkt-Verlag. Bei der ersten geht es um ein geheimnisvolles orientalisches Rezept. Die erste Seite davon können Sie unten lesen, aber dazu später. Zuerst möchte ich von dem knallroten Buch mit illustrem Titelbild schwärmen und berichten, dass sich auch Kochrezepte darin befinden. Vielleicht sogar das orientalische aus den Tiefen der Schatzkammer des Kalifen.

Kochende Leidenschaften aus dem Wendepunkt-Verlag

Kochende Leidenschaften

Martha lachte schallend auf.
„Das glauben Sie doch selbst nicht“, gluckste sie, als sie sich wieder beruhigt hatte.
Vorsichtig ließ Adalbert noch den Hauch einer Prise Koriandersaat in ihr Glas schneien, aus dem orientalische Düfte emporstiegen. Für einen kurzen Augenblick musste Martha ihre Augen schließen und sog sie in sich auf.
„Wirklich“, bekräftigte Adalbert noch einmal. „Die Rezeptsammlung hat mein Onkel Karl, der gelehrter Altertumsforscher und eifriger Hobbykoch war, einmal in einer geheimen Schatzkammer eines längst verschwundenen Kalifengeschlechtes entdeckt.“
Martha riss ihre Augen wieder auf.
„Kalif?“, stotterte sie, „Schatzkammer? … Kochrezepte? …“ Sie wollte gerade weiterkichern, da überkam sie das unbestimmte Gefühl, dass es unpassend wäre. Statt dessen griff ihre Hand, schnell und heftig, als wäre sie mit einem eigenen Willen ausgestattet, nach dem Aperitif, den Adalbert ihr mit erwartungsvollem Blick reichte.
Das Gewürz verursachte auf der trägen Oberfläche des smaragdgrünen Getränks unbekannter Mischung wunderliche Muster. Wie magische Symbole aus längst vergangenen Zeiten zogen sie erst Marthas Augen und dann ihre Hand an. Es war, als würde sie hineingezogen, in einen magischen Strudel dieser geheimnisvollen Flüssigkeit. Beinahe hätte sie etwas des kostbaren Getränks verschüttet, so hektisch war sie geworden. Mit einem Ruck setzte sie das Glas an und übersah dabei völlig, das erhobene des Gastgebers, der zu einem Trinkspruch ansetzte. Doch das Glühen in den Augen seiner Besucherin bedeutete ihm mehr, als einige höfliche Worte für die Frau, der er nach Monaten vergeblicher Versuche ihr näherzukommen, endlich ein ‚ja’ für eine Essenseinladung entlockt hatte.
Eigentlich hatte sie ihm signalisiert, dass sie von den Kochkünsten eines Mannes wie ihm nichts Besonderes erwartete, aber sie wollte nicht zickig wirken, was sie bei einer neuerlichen Ablehnung aber befürchtet hätte. Wenn sich der Abend durch ein von Männerhand verdorbenes Hauptgericht verkürzte, dann wäre ihr das nur Recht.
„Und?“, fragte Adalbert erwartungsvoll.
Aber Marthas Hand mit dem Glas war beim Ansetzen an den Mund plötzlich erstarrt. Ihr Blick schien in die unergründlichen Tiefen des orientalischen Cocktails zu blicken. Eingefangen von einer fernen und doch fundamentalen Macht. Sie reagierte nicht.
„Schmeckt es?“, hakte Adalbert noch einmal nach.
Martha zuckte kurz. Riss den Blick empor und starrte Adalbert an, als wäre er ein Unbekannter. Wehmut umspielte ihre Augen. Als hätte die sinnliche Wahrnehmung in ihrer Nase eine Tür zu unbekannten Sphären in ihrem Inneren aufgestoßen. Schnell nippte sie an der Flüssigkeit, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, sie möge das extra für diesen Abend gemixte Getränk nicht.
Die Besucherin wollte gerade an allen sinnlichen und übersinnlichen Erfahrungen dieses Geruchserlebnisses vorbei eine schnelle Bewertung wie ‚ganz gut’ oder ‚nicht schlecht’ abgeben, da entfaltete sich die Kühle der Mixtur auf ihren Lippen und ihrer Zungenspitze. Martha brachte kein Wort heraus. Wie ein Hauch aus den Bergen des Libanons, der an den hohen Zedern vorbei die Düfte unzähliger Gewürze mit sich trug, brandete ein unbekanntes Trommelfeuer auf ihren empfindsamen Mund. Den flüssigen Smaragd, der scheinbar den Trank durchmischte, glaubte sie in das Rot ihrer Lippen und die Sinnesrezeptoren ihrer wildgewordenen Zunge eindringen zu spüren. Sie konnte sie unmöglich stillhalten, geschweige denn ein Wort formulieren. Wie eine Liebende in höchster Leidenschaft wand sie sich durch den geschlossenen Mund. Schmiegte sich an den Gaumen, um sich einen Herzschlag später rückwärts nach hinten in die Richtung des Rachens zu pressen. Dann wieder vor zu den Zähnen, um schließlich auch diesen Widerstand zu brechen. Diese öffneten das Gefängnis und ließen der Zungenspitze freien Lauf zu den Lippen. Mit Aufbietung aller Selbstkontrolle versuchte Martha, diese innige Liebkosung unsichtbar für Adalbert bleiben zu lassen und presste ihre Lippen aufeinander.
Gleich einem Tiger in einem Käfig fuhr sie unruhig innen hin und her.
Mit dem Ausdruck eines genießerischen Kenners verfolgte Adalbert das Mienenspiel seiner Besucherin. Er wusste genau, was in ihr vorging, denn er kannte die Rezepte. Schließlich fragte er mit einem Anheben seiner Augenbrauen noch einmal nach.
Von dem geplanten ‚mir schmeckts’, kam sie über den ersten Buchstaben nicht hinaus. Und diesen zog sie so lang, wie schon lange nicht mehr. Ihre Zungenspitze nützte die Gelegenheit und huschte grün eingefärbt über die zuckenden roten Lippen.
Adalbert bedankte sich für dieses unzweifelhafte Lob mit einem hintergründigen Lächeln. Er wusste um den Zauber der geheimen Rezepte. Und er wusste, dass er keinen unflätigen Anmachspruch angebracht hatte, als er anfangs ankündigte, dass sein Gast jeden neuen Gang der Köstlichkeiten, mit einem bittend verlangenden Blick und einem entledigten Kleidungsstück als Pfand erflehen würde.
‚Das glauben Sie doch selbst nicht’, hatte die adrette, aber unnahbare Martha gesagt. Und jetzt konnte man sehen, wie ihre Zunge gleich einem ekstatischen Tanz, hinter Wangen und Lippen unbekannten Emotionen Ausdruck zu verleihen suchte.
Adalbert klapperte leise in der Küche. Die Vorspeise würde gelingen, dessen war er sich sicher.
Noch immer stand Martha mit ihrem Begrüßungscocktail im Wohnzimmer. Zu ihrer Rechten loderten wilde Flammen in einem Kamin. Das Knacken der brennenden Scheite trug zu einer romantischen, doch für Martha beinahe surrealen Atmosphäre bei. Ihr Finger kreiste durch die Reste des zauberhaften Getränks und sammelte die letzten Tropfen auf. Mit hektischem Atem und pochenden Puls strich sie diese auf ihre Lippen und darum herum. Lechzend nahm ihre Zunge sie auf.
Ohne dass Martha an die anfänglichen Worte ihres Gastgebers dachte, ließ sie ihr nachtblaues Kostümjäckchen zu Boden gleiten.
Achtlos.

<Ende des Leseauszugs>