Ich bin Elite

Spammails, die Quelle ewiger Weisheit; das schrieb ich schon. So darf es nicht wundern, dass ich auch die Werbebotschaften exklusiver  Partnerschaftsvermittlungagenturen ernst nehme und mir en gros und en detail Gedanken darüber mache. Als Mann und als Denker kann ich das verlockende Angebot des elitären Anbieters kaum ignorieren. 4 ausgesuchte Schönheiten mit qualifizierten Ausbildungen appellieren an meine Männlichkeit, meine Männlichkeit und meine Männlichkeit. Was für eine Herausforderung; au weia.

Mein Gott, ein Wunder ist geschehen, wie es seit tausendundeiner Nacht nicht mehr vorgekommen ist. Die weibliche Elite Deutschlands buhlt um mich – meinen Geist und meinen Körper. Und ich brauche nur zu wählen?

Weiblich, ledig, sucht … ist die Korrespondenz mit den hinreißenden Fotos aus dem Traumland jedes Mannes betitelt. Und sie können es nicht erwarten, diese feminin-paarungswilligen Schönheiten. Ich sehe in die Augen der sozial engagierten Schauspielerin, die mich sofort gefangen nehmen. Die langen schwarzen Haare locken und ich, der Mann der Männer, könnte an ihrer Seite durch die Reihen der Mario Adorfs, Uwe Ochsenknechts oder Christine Neubauers schreiten. Mit Gina Wild auf du und du, lasse ich mich eher von der Elite-Traumpartnerin verführen und gleichzeitig weiß ich, dass sie das soziale Herz am rechten Fleck hat.

Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad

Doch da lacht mir die platinblonde Dolmetscherin entgegen. Weltoffen, immer fröhlich und die vibrations vermitteln, sie würde auch im Kuschelzimmer alle Sprachen der Welt beherrschen. Doch während ich gerade die Heiterkeit der Erotik in dieser Elitebewerbung um meine Person erforschen möchte, lockt die geschmackvolle Innenarchitektin. Die auch einen Sinn für gutes Essen mitbringt. Bestimmt kann die hochbezahlte Sinnenlust auch noch kochen. Dann wäre die Entscheidung keine Entscheidung mehr. Wäre da nicht die exotisch sinnliche Juristin. Schwarzes Haar, dunkle Haut und einen unerhörten geheimnisvollen Blick. Da bekommt der Begriff ‚Paragrafenreiterei‘ die positivste aller Bedeutungen. Knallhart in formaljuristischer Robe und butterweich in meinen gierigen Händen.

Alle Missgeschicke in meinem Leben sei diesem verziehen. Allein die unerwartete Bewerbung, das Gefühl von den schönsten der Schönen, den erfolgreichsten unter den Erfolgreichen und den gutsituiertesten aller Gutsituierten, begehrt zu werden, lässt mein Herz im Dreiklang der Glückseligkeit erklingen. Doch ich bin nicht auf den Kopf gefallen, nur weil dieses elektronische Schreiben meine Gier auf das Weibliche geweckt hat. Ich lese auch das Kleingedruckte. Gutschein, steht da; einen Monat gratis. Ich Glückspilz muss mir über Vermittlungsgebühren überhaupt keine Gedanken machen. Ich brauche keine 4 Wochen, um mir die Sinnlichkeit in Menschengestalt zu wählen.

Vielleicht die Juristin, die mich aus jedem Strafzettel für Schnellfahren oder Falschparken rauspaukt, die Villa finanziert und meine Kissen aufschüttelt. Am Ende könnte sie noch diese Gutscheindamen-Vermittlungsfirma verklagen, falls das nur ein mieser Werbetrick mit gutaussehenden und schlechtbezahlten Fotomodels wäre.

Zu guter Letzt haben die Damen auch noch eine TüV-Plakette vom TüV Süd an der Backe. Geprüft wurden natürlich nicht die Durchrostung der Kotflügel oder die Funktionsfähigkeit von Front-Airbags. Als verkehrssicher wurde zertifiziert die allgemeine Gebrauchstauglichkeit und praktische Handhabbarkeit, der Sicherheitstandard in allen Funktionen, sowie ein hochwertiges Qualitätsmanagement bei der Einbindung der Zulieferer. Ich meine, das schafft Vertrauen.

Dass ich in den Himmel komme ist gar nicht mehr nötig, denn der Himmel ist zu mir gekommen – per Gutschein. Was nur meine Frau dazu sagt? Die freut sich bestimmt über soviel Glück und wird mir bei der Auswahl schon gehörig helfen.

(Bildnachweis: © Roarky / photocase.com)