Partnersuche der ornithologischen Art

Einfach hören.

Spammails können voller Weisheit sein. Das musste ich schon an einer anderen Stelle dieses Blogs feststellen. Interessant sind sie vor allem dann, advice wenn sie auf mein ureigenes Jagdrevier hinweisen. Als Umweltschützer und Tierliebhaber, thumb werde ich bei Vögeln hellhörig und lausche welche Geheimnisse sich in den Nestern und Verstecken in unmittelbarerer Nachbarschaft abspielen.

Nur der Fachmann erkennt: Eine scheue Lummenvögelantin ist in der Nähe und ruft ihr lockendes Wha-Wha-Wha

Vögel sind ja rein biologisch und natürlich erklärbar. Da ist nichts Übernatürliches oder Unmoralisches dabei. Ob ein bunter Federbusch oder ein spitzer Schnabel, ob geröteter Bürzel oder harter Röhrenknochen. Alles dient der wundervollen Natur, dem Höhenflug und der Faszination des Lebens. Und das nicht nur im fernen Australistan, sondern auch hier vor der eigenen Haustür in Flur und Feld. Wundervoll die selbstlose Benachrichtigungsmail, die mich auf die exotischen Vögelinnen aus meiner Umgebung hinweist. Ein wahrer Naturfreund muss dies sein, der sich die Mühe macht und auf die seltenen Wunder der Fauna hinweist. Vögellantinnen, die vielleicht nur wenige hundert Meter von mir entfernt fröhlich turteln und die nur darauf warten dem Hahn zu zeigen, wo die Bürzeldrüse ihren Eingang hat. Der Fachmann spricht bei dieser Federregion auch von sogenannten Puderdunen.

Es ist immer wichtig solchen Nachrichten im E-Mail-Postfach erstens mit der nötigen Skepsis, zweitens dem nötigen Fachwissen entgegenzutreten. Nur so lässt sich der Spreu vom Weizen trennen. Wie schnell wird im schnelllebigen und weltumspannenden Internet einem eine Werbemail mit zweifelhaftem Charakter untergeschoben. Am Ende noch mit doppeldeutigem und irreführendem Titel. Aber nicht mit mir!

Gut vorbereitet ist halb ornithologisiert. Aber eigentlich sagt der Titel schon alles: Vögeln mit einem Luder aus deiner Umgebung. Hier hat wahrscheinlich der Tippfehlerteufel zugeschlagen. Der Autor dieser Mail meint vermutlich eine Lumme. Eine Lumme, so muss ich dem Laienleser erklären, ist ein besonderer Vogel, der vom Wissenschaftler auch Uria aalge genannt wird. Der zum Teil dämmerungsaktive Vogel ist bekannt durch die spitze Form der Eier. Zumeist hocken sie sich auf einen sogenannten Lümmel- oder Lummenfelsen und stoßen dabei ein lautstarkes Wha Wha Wha aus. Wha Wha Wha

Diese informative Mail hat mein Weltbild und mein Wissen erweitert. Jetzt weiß ich, dass es unter jenen auch Exemplare gibt, die ihren Brustbereich aufplustern können und mitunter das doppelte ihre Körpergewichts einnehmen. Spezialistinnen decken verschiedene Ökonischen ab. Die französische Luderlumme schnäbelt deutlich häufiger als zum Beispiel die griechische, die sich lieber die Bürzeldrüse (lat. Glandula uropygialis) massieren lässt. Beim Laien weniger beliebt ist zu Unrecht die Abart aus dem Flachland. Hingegen werden die aus der Region des ausufernden Meerbusens hofiert. Auch aus diesem Grund ist diese Infomail so wichtig. Sie klärt über regionale Besonderheiten auf. Exotische Lümmelinnen im sommerlichen Kleid, soweit das Auge reicht.

Angerufen habe ich bei der Vögelhotline trotzdem nicht. Zuhause gurrt es sich am schönsten, hat mir mein Weibchen gezwitschert.

(Bildnachweis: © Marquis / photocase.com)

Die Zaubertapete

Das Magic Wallpaper ist etwas ganz Besonderes. Eine Reihe kompetenter Verlage haben sich in diesem Blatt zusammengeschlossen, ampoule um Bemerkenswertes zum Thema Schreiben zu schreiben. Irgendwie, advice ich weiß nicht wie, illness bin ich da hineingeraten. Einer meiner ersten Blogeinträge auf dieser Site „Der Verlaach“ wurde dort verunstaltet mit dem Konterfei des Autors wiedergegeben. Das kann ich Ihnen unmöglich vorenthalten.

Der Verlaach Auszug aus dem Magic Wallpaper

Lehrbuch für die gute Hausfrau

Just zum Vatertag fällt mir ein hochinteressantes Fachbuch in die Hände. Eigentlich ist es ein Lehrbuch.  Es ist „Das Handbuch für die gute Ehefrau“. Dass es im Jahr 1955 und dann noch im teilweise, check ich sag mal diplomatisch, konservativem USA herausgegeben wurde, spielt vielleicht nicht die Rolle, die moderne Freidenker herumdeuteln würden. Jenen möchte ich zurufen: Welche neuen Freiheiten gäbe es für den freien Mann? Doch ich will nicht zu weit ausholen. Vatertag mit seinen Unsitten ist vorbei und solche Zoten sollten der Vergangenheit angehören. Doch  – tun wir doch einfach so, als wäre jetzt noch für 20 Minuten Vatertag. Wie könnte die Ehe einer solchen guten Hausfrau aussehen? Vielleicht sogar als Musterbeispiel für heute?

Er kommt nach Hause.
Sie: Geliebter, ich habe mich so nach dir gesehnt.
Er: (brummt)
Sie: Deine Lieblingsspeise ist fast fertig. Gib mir nur erst deine schwere Aktentasche.
Er: (gibt ihr die Aktentasche) Was ist denn das für ein Fummel?
Sie: (dreht sich stolz) kam heute. Babydoll. Man sieht fast alles, aber doch nichts.
Er: (guckt) Mmh.Die Praktikantin kam heute mit heißen Höschen.
Sie: (zieht ihm mit Schmollmund das Jackett aus)
Er: (grinst) naja, einige Klappse hat sie schon aushalten müssen… aber lassen wir das. Was gibt es zu essen?
Sie: Ich habe dein Lieblings-4-Gänge-Menü bereitet. Es beginnt mit einer…
Er: Dann schieb deinen Babydollarsch schon in die Küche, ich hatte einen anstrengenden Tag.
Sie: Ich weiß Liebling.
Er: (Schaut in die Töpfe und macht sich ein Bier auf)
Sie: Gleich ist alles fertig (lockert ihm die Krawatte)
Er: Wenn du mich wirklich liebst …
Sie: Ja?
Er: Und mir wirklich was Gutes tun willst …
Sie: Ja, geliebter Mann?
Er: Dann hau mir schnell noch einen Leberkäs auf ne Semmel. Aber mit viel Ketchup.

Anno 1955 - Hausfrau mit 3 Akten

Sie: (erschrickt)
Er: Lässt sich auf das Sofa fallen und schaltet den Ferseher ein.
Sie: (sprachlos)
Er: (schaltet wahllos durch die Programme)
Sie: (sucht im Kühlschrank)
Er: (wütend) Warum geht die Fernbedienung nicht?
Sie: Soll ich dir den Nacken etwas massieren, Liebster?
Er: Wohl zu viel Hausfrauenfernsehen geguckt? Dabei ständig zu den Talkshows umgeschaltet. Von echter Arbeit hast doch du keine Ahnung.
Sie: Ja Liebster.
Er: Die Batterien sind schon wieder leer.
Sie: Das tut mir leid. Entschuldige bitte. (reicht ihm die Leberkässemmel)
Er: (Schaut sie herausfordernd an) Muss das ausgerechnet jetzt sein?
Sie: (sieht schuldbewusst zu Boden)
Er: Los beeil dich wenigstens, wenn du schon weißt, dass du langsam bist.
Sie: (beginnt eine zarte Nackenmassage)
Er: Quatsch! Hol Batterien.
Sie: Jetzt?
Er: Wann denn sonst? Etwa heute nacht? Mit dem Fummel nachts beim Einkaufscenter rumlungern. Das würde dir gefallen. Aber nicht mit mir! Du bist meine Frau und anständig!
Sie: Ich meinte nur …
Er: Ist doch sowieso egal. Du gehts jetzt! Sofort.
Sie: Und das Essen?
Er: Vergiss nicht die Chips.
Sie: Soll ich vorher servieren? Dann könntest du mit dem Essen schon mal anfangen. Du musst ja einen Bärenhunger haben, nach der schweren Arbeit.
Er: Und ein Sechserpack Bier.
Sie: Die Vorspeise ist schon fertig.
Er: Aber nicht die olle Plörre. Schon das gute Dunkle.
Sie: Ja, Liebster.
Er: Am besten doch einen ganzen Kasten, der Abend ist ja noch lang. Und ein paar Tüten Knabberzeug. Nicht nur so ein Probiertütchen.
Sie: Ich geh mich schnell umziehen.
Er: Wieso das?
Sie: Ich kann doch unmöglich so gehen? (Sie sieht an sich herunter)
Er: Bei dir achtet da bestimmt niemand drauf. Habe ich dir schon von der Praktikantin erzählt? Die hat so … (er versuchte mit beiden Händen etwas Rundes anzudeuten) … ach, das begreifst du sowieso nicht. Jetzt hau ab.
Sie: Ich ziehe mich um (dabei stapfte sie trotzig mit einem Fuss auf)
Er: Regenmantel drüber reicht. Und los. (Eine Handweisung in Richtung Haustür zeigte, dass die Diskussion beendet war)
Sie: Drehe bitte das Essen etwas runter.
Er: (brummt)
Eine halbe Stunde später schleppt sie sich mit einem Kasten Bier und einen großen Einkaufskorb voller Knabbereien zur Tür  herein.
Sie: Ich habe alles bekommen.
Er: (guckt desinteressiert) Mit Schal?
Sie: Wegen dem, du weißt schon (und deutet auf ihr Dekollette).
Er: (greift sich eine Tüte Chips)
Sie: Ich trag den Kasten Bier gleich in den Keller.
Er: Bist du verrückt?
Sie: Aber Liebster.
Er: In den Kühlschrank damit. Du lernst es nie.
Sie: Ich tu alles was du willst. (verführerisch lässt sie ihren Regenmantel herunterrutschen. Das Babydoll kam wieder zu Vorschein.)
Er: Räum den Mist weg (dabei deutete er auf Bier, Mantel, Einkaufskorb), dann komm zu mir
Sie: Ja mein lieber Mann.
Er: (reißt die Chipstüte auf und legt sie sich griffbereit neben sich auf die Couch)
Sie: O ja, dann machen wir es uns so richtig gemütlich.
Er: (Greift sich eine Handvoll Chips)
Sie: (kommt zurück und will sich neben ihren Mann setzen)
Er: Weg da. Da ist kein Platz, Da liegen meine Chips, siehst du das nicht?
Sie: (ratlos) Wo darf ich mich hinsetzen?
Er: (zeigt vor sich auf den Boden)
Sie: (setzt sich vor ihn und legt ihren Kopf auf sein Knie) Das schöne Essen ist verkocht.
Er: Quatsch nicht. Sag lieber, was du heute aus dem Handbuch für die moderne Hausfrau auswenig gelernt hast. Wenn du deine Sachen kannst, mache ich es dir dann noch gemütlich.
Sie: (sieht ihren Mann freudig an, wie eine aufgeweckte Schülerin)
Er: Regel 2?
Sie: Die aufgeweckte Hausfrau macht sich für den heimkehrenden Ehemann schick. 15 Minuten vorher Make-Up auffrischen, damit man für den erschöpften Ehemann adrett aussieht.
Er: (schaut zu ihr hinunter, zupft am Babydoll) Naja, lass ich mal durchgehen.
Sie: Danke (lächelt)
Er: Regel 15?
Sie: Die gute Ehefrau ist glücklich ihren Mann zu sehen. Sie begrüßt ihn mit einem warmen Lächeln und zeigt ihm, wie aufrichtig sie sich wünscht ihm Freude zu bereiten.
Er: Regel 23?
Sie: Beklagt sich nicht, wenn er spät heimkommt oder die ganze Nacht ausbleibt. Nimmt dies als kleines Übel, verglichen mit dem, was er tagsüber durchgemacht hat.
Er: Genau, merk dir das auch.
Sie: Regel 25 lautet, schieben Sie ihm sein Kissen zurecht und bieten Sie ihm an, seine Schuhe auszuziehen. Sprechen Sie mit leiser, sanfter und freundlicher Stimme.
Er: Dann mach das auch (zeigt auf seine Schuhe). Die Investition in das Handbuch für die glückliche Ehefrau soll doch nicht für die Katz gewesen sein.
Sie: (schnürt seine Schuhe auf und stellt sie ordentlich beiseite. Dann beginnt sie seine Zehen zu massieren)
Er: Gut so. Und die wichtigste Regel?
Sie: Sie haben kein Recht, ihn in Frage zu stellen. Eine gute Ehefrau weiß stets wo ihr Platz ist.
Er: In Ordnung. Jetzt hol mir noch ein Bier und dann räum deine Küche auf. Jetzt ist Bundesliga – keine Störungen, verstanden.
Sie: (eilt in die Küche)
Stunden später.
Er: (schaltet den Fernseher aus) Weibchen, du kannst jetzt deinen Fummel ausziehen, jetzt gehts in die Heia. Du hast dir deine Gemütlichkeit verdient.
Sie: Du spinnst wohl, Alter.
Er: (guckt mit stierigem Blick hoch)
Sie: Weißt du wie spät es ist?
Er: (schüttelt den Kopf)
Sie: Mitternacht. Weißt du was das heißt?
Er: (nickt)
Sie: Saugen und wischen. Damit der Müll hier wieder verschwindet. Das sieht hier ja aus wie im Schweinestall. (Sie kratzt sich provoziernd im Schritt.)
Er: (springt auf und will die Putzutensilien holen)
Sie: Es reicht, wenn du eine Schürze trägst.
Er: (grinst) Unser 24-Stunden-Spiel ist doch ne geile Sache?
Sie: (sieht ihn scharf an) Kein Spiel für dich. Und jetzt mache keinen Krach bei der Arbeit – Sissi wird wiederholt.
Er: Ja, geliebte Ehefrau.
Sie: Anschließend diktiere ich dir weiter das Handbuch für den perfekten Ehemann. Es wird Zeit das sowas auch Mal veröffentlich wird.
Er: (bewundernder Blick)

(Bildnachweis: © 1952 Kaffee von Chase & Sanborn)

Highlights für Ihren Vatertagsausflug

Wenn die Gewerbetreibenden immer wüssten, medicine was so eine Verbraucher-Info-E-Mail alles anstellen kann. Bei mir nicht unbedingt einen Kaufrausch, aber hin und wieder eine Flut sinnloser Gedanken. Wenn die dann auch noch auf das Thema „Vatertag“ gelenkt werden, dann ist Unsinn vorprogrammiert. Obwohl, ist das wirklich alles Unsinn? Schließlich sind die wichtigsten Erbgüter im Menschen seit Jahrmillionen angelegt. Kann da überhaupt etwas Unsinniges dabei sein?

Soeben erreicht mich einer dieser elektronischen Werbeflyer meines ELektroausstatters V. Ein absolut männliches Geschäft. Verdrahten, Programmieren, Einstellen. Mit der angebotenen Technik kann mann(n) seine Türglocke zuhause so verschalten, dass sie quer übers Internet eine Verbindung aufnimmt und mir per E-Mail mitteilt, dass es gerade klingelt, weil der Nachbarsjunge seinen Fußball in meinen Garten geschossen hat. Das heißt: Männliche Kinder brauchen männliche Technik um mit echten Männern Kontakt aufnehmen zu können. Der harte Kerl von heute schwingt nicht nur eine einfache schwere Axt zum Holzhacken, sondern braucht ein Arbeitsgerät mit mindestens 2 Boostern, 3 Verstärkern und Internetradio für die Bundesliga-Live-Konferenz.

Männersache - Finger weg!

Und jetzt eben dieser elektronische Flyer, der vollmundig „Highlights für Ihren Vatertagsausflug“ anbietet. Spontan erwarte ich mindestens ein 20-Liter-Fass mit Display und Internetanschluss. Selbst der Uncle Eddie in die United States soll ohne Verzögerung der Datenübertragung den Stand der Flüssigkeitsmenge in dem Behältnis ablesen können. Natürlich mit der sofortigen Analyse der Art der Flüssigkeit: Mahrsbräu Bamberg, „Köstlich seit 1602“. Stolz flutet das Ego über das Breitbandkabel mit, dass dieser Edeltrunk seinen Ursprung fand, lange bevor es die Stars-and-Stripes-Nation in „Gods own Country“ überhaupt gab.

Doch ich schweife ab. Es ist die hohe Kunst des Mannes höchst konzentriert bei einer Sache zu bleiben. Das unterscheidet ihn von den anderen Tieren. Es liegt ihm im Blut. Wie damals, bei der Jagd mit Speer und Geschicklichkeit. Kein Geplapper über die neuesten Fellrüschen bei der Biberschwanzverarbeitung. Kein Multitasking in Vorderhirn und Nebenhirn, wie das heute so schön als Vorteil umgedeutet wird. Im Dschungel der Urzeit sind mulitaskingierende Frauen bei der Jagd, sprich: Anschleichen und gleichzeitig den neuesten Tratsch des Bärenstammes der rechten Angriffsflanke rübertuschelnd, schon längst aus dem Genpool verschwunden. Kein Auerochse, nicht einmal ein träges Minimammut, hätte das lange mitgemacht. Ich hege den Verdacht, nein, eigentlich ist es schon eine begründete wissenschaftliche Tatsache, dass hier der Ursprung liegt, warum Frauen in einer sicheren Höhle zu bleiben haben und nur der Mann, der echte Kerl, der Urmensch in uns, von Schöpfer und Natur dazu bestimmt ist, auf die Jagd zu gehen und die Seinen zu schützen und zu nähren.

Boah!, allein das Niederschreiben dieser Zeilen zeigt mir, welchen Platz der Mann in dieser Welt hat. Auch wenn die Welt das nicht immer glaubt. Ich, der Jäger und Fortpflanzer, habe recht. Und wer es nicht glaubt, bekommt kein Bier aus dem High-Tech-Bierfass.

Moment mal. In dem elektronischen Werbeflyer wird gar kein internetfähiges Bier angeboten. Schade. Mal sehen, was die unter dem Hinweis auf den perfekten Vatertag so zu bieten haben: Geräte für Geocaching und Navilock – klingt männlich. Highspeed-Kamera und Profigasgrill – perfekt für mich. Die Laterne noch für die Übernachtung in den gefährlichen Weiten der Wildnis, also im Altstadt-Hain. Da soll man sogar einen Wolf gesehen haben. Also so was ähnliches halt. An der Leine einer Joggerin. Frechheit sage ich nur. Symbole von Wildheit und Unbändigkeit an die Leine nehmen. Wie soll ich da mit einer High-Speed-Cam den heißen verschwitzten Körper aufnehmen, wenn der an mir vorbei joggt. Also, wenn ich mich wie ein einsamer Jäger im Gebüsch versteckt habe. Man(n) könnte fast den Eindruck gewinnen, die Frau von heute will gar nicht mehr genommen werden, sie will selber nehmen. Verkehrte Welt.

Oder ich kaufe mir die digitale Bratgabel. Technik und Ursprünglichkeit in harmonischer Vollendung. Gar- und Grillgut einfach vorwählen, sich zwischen 7 Garstufen entscheiden und los geht es. Naja., meine Frau würde sagen, dass mache sie mit einer normalen Gabel und weiblicher Intuition, aber wer will das schon. Vatertag ist Männertag. Fleisch mit schwarzer Kruste – was soll’s. Man(n) hält das aus. Man(n) ist ja Mann. Aber vielleicht habe ich doch schon zu sehr vorgefeiert …

…hoffentlich holt mich meinen Frau bald mit dem Auto ab – man(n) ist mir schlecht.

(Bildnachweis: © Bastografie / photocase.com)

Der Rollstuhl im Kopf

Manchmal ist es nur ein sonderbares Röntgenbild, sickness welches Gedanken produziert, click die man aufschreiben muss. Auch wenn der Inhalt in kein Gedicht, keinen spritzigen Dialog oder kurzweilige Geschichte passt. Man nehme es vielleicht als ein Monolog oder ein Soliloquium, um mir selbst etwas Unbegreifliches begreiflich zu machen. Das Objekt meiner Gedanken könnte jeder sein. Sozusagen „Jedermann“, „Mensch“, oder der „Sterbliche“, der mit seinem Schicksal in der Zeit steht, sozusagen ein „Zeit-ler“.
Was ich mit den folgenden Zeilen sagen wollte? Ich weiß es nicht. Nur, dass ich sie mir einmal sagen wollte.

Sind Sie schon mal für Ihre Leidenschaften zur Kasse gebeten worden?

Nein, nicht das, was Sie jetzt vielleicht denken. Ich meine nicht die schnelle Nummern bei den Kurzberockten und Langbebeinten, sondern echte Leidenschaften. Mehr als Hobby oder etwas nur so wegen der Geselligkeit.

Was eine echte Leidenschaft ist, kann wohl nur der begreifen, der selbst eine hat. Ich für meine Person bin leidenschaftlicher Hobbyastronom. Schaue immer, wenn möglich in den Sternenhimmel. Ob mit Fernguckerl bewaffnet oder einfach nur so. Ich kenne den Impuls, wenn ich als Familienvater abends noch mit dem Auto unterwegs bin und selbiges voller Familie habe. Wenn „O, guck mal, der Mond ist ganz rot“ durch das Fahrzeug hallt und ich mich krampfhaft bemühen muss, nur auf die Straße zu schauen. Aber trotzdem ein leidenschaftlicher Impuls an mir nagt, hochzusehen und die alten Geheimnisse neu zu ergründen.

Diese Himmelsleidenschaft schadet keinem Auge. Bei einer Motoröl-Leidenschaft ist das etwas anderes. Wenn man für die 2-Rad-Passion vom Schicksal zur Kasse gebeten wird, zahlt man häufig mit einem Leben, wenn auch nicht unbedingt mit dem Leben. Aber es wird nicht mehr dasselbe sein. Streng genommen könnte man sagen „es gibt Schlimmeres“, doch eigentlich nicht mehr viel. Kein Mensch denkt an seinen TH10. Der, der zur Kasse gebeten wurde, jeden Tag. 2 Räder mutieren zu 4. Eigenständigkeit mutiert zu Hilfebedürftigkeit. Man giert nach Lebensqualität allein sich dorthin zu bewegen, wohin jedermann zu jederzeit allein sich befinden mag. Man giert danach Handelnder und nicht Behandelter zu sein. Jeden Moment.

„Können die ned Briefmarken sammen, im stillen Kämmerlein, statt in der Öffentlichkeit Basketball oder Rugby zu spielen?“, unken die leidenschaftslosen Wegseher. Das sagen die, die nach dem Empfang der Schicksalsrechnung nur noch in Pflegestufen und Renten und Schuldzuweisungen denken wollen, selbst wenn sie noch anders denken könnten.

Ich habe keine Ahnung von dem, was ich hier schreibe. Aber wie schnell kann sich das ändern. Heute, morgen, übermorgen. Was ich weiß: der Rollstuhl ist nur ein Hilfsmittel, der im Kopf nichts zu suchen hat. Alles was ich sagen könnte: Lebe deine Leidenschaften trotzdem. Man kann viel, aber nicht alles kontrollieren. Oder umgekehrt formuliert: Wirklich behindert ist man nur mit Rollstuhl im Kopf.

(Bildnachweis: © sïanaïsy / photocase.com)