Der Rollstuhl im Kopf

Manchmal ist es nur ein sonderbares Röntgenbild, sickness welches Gedanken produziert, click die man aufschreiben muss. Auch wenn der Inhalt in kein Gedicht, keinen spritzigen Dialog oder kurzweilige Geschichte passt. Man nehme es vielleicht als ein Monolog oder ein Soliloquium, um mir selbst etwas Unbegreifliches begreiflich zu machen. Das Objekt meiner Gedanken könnte jeder sein. Sozusagen „Jedermann“, „Mensch“, oder der „Sterbliche“, der mit seinem Schicksal in der Zeit steht, sozusagen ein „Zeit-ler“.
Was ich mit den folgenden Zeilen sagen wollte? Ich weiß es nicht. Nur, dass ich sie mir einmal sagen wollte.

Sind Sie schon mal für Ihre Leidenschaften zur Kasse gebeten worden?

Nein, nicht das, was Sie jetzt vielleicht denken. Ich meine nicht die schnelle Nummern bei den Kurzberockten und Langbebeinten, sondern echte Leidenschaften. Mehr als Hobby oder etwas nur so wegen der Geselligkeit.

Was eine echte Leidenschaft ist, kann wohl nur der begreifen, der selbst eine hat. Ich für meine Person bin leidenschaftlicher Hobbyastronom. Schaue immer, wenn möglich in den Sternenhimmel. Ob mit Fernguckerl bewaffnet oder einfach nur so. Ich kenne den Impuls, wenn ich als Familienvater abends noch mit dem Auto unterwegs bin und selbiges voller Familie habe. Wenn „O, guck mal, der Mond ist ganz rot“ durch das Fahrzeug hallt und ich mich krampfhaft bemühen muss, nur auf die Straße zu schauen. Aber trotzdem ein leidenschaftlicher Impuls an mir nagt, hochzusehen und die alten Geheimnisse neu zu ergründen.

Diese Himmelsleidenschaft schadet keinem Auge. Bei einer Motoröl-Leidenschaft ist das etwas anderes. Wenn man für die 2-Rad-Passion vom Schicksal zur Kasse gebeten wird, zahlt man häufig mit einem Leben, wenn auch nicht unbedingt mit dem Leben. Aber es wird nicht mehr dasselbe sein. Streng genommen könnte man sagen „es gibt Schlimmeres“, doch eigentlich nicht mehr viel. Kein Mensch denkt an seinen TH10. Der, der zur Kasse gebeten wurde, jeden Tag. 2 Räder mutieren zu 4. Eigenständigkeit mutiert zu Hilfebedürftigkeit. Man giert nach Lebensqualität allein sich dorthin zu bewegen, wohin jedermann zu jederzeit allein sich befinden mag. Man giert danach Handelnder und nicht Behandelter zu sein. Jeden Moment.

„Können die ned Briefmarken sammen, im stillen Kämmerlein, statt in der Öffentlichkeit Basketball oder Rugby zu spielen?“, unken die leidenschaftslosen Wegseher. Das sagen die, die nach dem Empfang der Schicksalsrechnung nur noch in Pflegestufen und Renten und Schuldzuweisungen denken wollen, selbst wenn sie noch anders denken könnten.

Ich habe keine Ahnung von dem, was ich hier schreibe. Aber wie schnell kann sich das ändern. Heute, morgen, übermorgen. Was ich weiß: der Rollstuhl ist nur ein Hilfsmittel, der im Kopf nichts zu suchen hat. Alles was ich sagen könnte: Lebe deine Leidenschaften trotzdem. Man kann viel, aber nicht alles kontrollieren. Oder umgekehrt formuliert: Wirklich behindert ist man nur mit Rollstuhl im Kopf.

(Bildnachweis: © sïanaïsy / photocase.com)