Was ist ein P.S.?

Eigentlich sollte dies eine Nachdenkelei über das Wesen des „P.S.“, das Post Scriptum werden. Heißt doch mein jüngstes Buch „Das Post Scriptum Gottes“. Was ist ein P.S. im Allgemeinen und Besonderen? Wer schreibt ein solches und warum? Schließlich auch die Überlegung, ob Gott ein solches „P.S.“ geschrieben hat, und was er geschrieben haben könnte. Natürlich mit einem Fingerzeig auf mein Buch.

Doch es kam anders. Wie es Schriftstellern zuweilen passiert, huschte der Bleistift mal hierhin, mal dorthin. Suchte Vergleiche und Beschreibungen. Und flux, marschierte der Text fröhlich lächelnd in eine völlig andere Richtung. Das Wesen eines „P.S.“ muss ich vorerst schuldig bleiben. Aber die Schreibkultur an sich, wurde kräftig verschrieben. Doch vorerst begann ich  noch optimistisch mit diesem Titel:

Was ist ein P.S.?,

– früher, zu Zeiten der echten Post eine kurze Nachschrift unter einen umfangreichen aussagekräftigen Brief.

– heute, zur Zeit von E-Mail und SMS könnte man alles ein P.S. nennen, dem allein der Hauptteil fehlt. Es sind alles nur noch kurz dahingekritzelte Zeilen.

Wo ist der Korpus der Niederschrift, das schreibende Beschreiben, das bildhafte Auferstehen der brieflichen Bekundung, das Leben der Botschaft – jenseits der reinen Information?

„Schatz, dein Bett ist besetzt – deine Ex“, wäre in der heutigen Kurzkommunikation, kurz HEUKUKO oder deprimiert Heul-K, schon zu lang. Früher, als man geschmackvolle, ja lyrische, mehrseitige Briefe handskripierte, begännen die Zeilen mit einem Hohelied auf die Liebe, die unsterbliche Liebe …

Mein Geliebter,

Um es wie ein Dichter zu sagen, zu dem mir Geist und Talent fehlt, ich unwürdige Schreiberin, aber die hohe Kraft der Liebe ruft nach Lyrik, wie die Wüste nach dem Morgentaue: Euer Bette brennt, bettet Euch o Geliebter an anderem, fernen Ort, damit ich Euch sicher weiß. Ein Leben lang werde ich an Euch denken. Das schwungvolle Öffnen meines Frühstückeies mit dem Silberbesteck Eurer Familie in meiner Lade sei fortan Euch gewidmet. Ewig unvergessen, in diesem einzigartigem Augenblicke.

Ich schließe diese Zeilen, obwohl ich Euch noch so viel mitteilen möchte, doch die Göttin ruft erneut und mein bebender Leib muss antworten.

Eure

auf ewig Angeschmachtete

P.S.: Wenn das dich dereinst auf das sie trifft und das Bette birst, wechselet den Ort und schreiet, doch nicht nach Schadensposten und Kassenkosten.

P.P.S.: Wenn Ihr glaubt, die Richtige kniet vor Euch, so achtet darauf, ob sie einen Fleck herein oder heraus macht. Dann entscheidet weise für die Ehereise.

P.P.P.S.: Wenn Ihr vor der Richt’gen kniet, vergeßt niemals, dass ein Antrag auch mehrere Strophen haben kann. Wenn keine ein „JA“ entlockt, wählt Euch einen anderen Rock.

Oder lasset es mich mit dem Volksmund sagen, der Weisheit unserer Vorväter: Nimm die Beine in die Hand, so kommst schneller du zurand. Doch die meinen sind es nimmermehr. Sie sind fortan in einer and’ren Hand.

(Bildnachweis: © doesnotcare / photocase.com)