Elfchen auf der Buchmesse 2009

Was haben ein Elfchen und die Leipziger Buchmesse gemeinsam? Das Elfchen ist eine fantasievolle moderne Reimform.  Dabei leitet das erste Wort ein, malady es folgen zwei, remedy dann drei, pilule dann vier, dann steht das Schlusswort vor der Tür. Das Schlusswort gibt dem Gedicht eine Richtung.

Da ich einerseits Lust hatte etwas Neues auszuprobieren und andererseits 1000 und mehr Eindrücke von der Leipziger Buchmesse 2009 zu verarbeiten hatte, warf ich kurzerhand beides zusammen. Im folgenden lesen Sie meine ersten Elfchen.

Bücher
sind Gedanken
Gefühle, Ideen, Fantasien
schwarz auf Papier gedruckt
gepresst

Hunderte von Ausstellern, tausende von Besuchern und zehntausende Neuerscheinungen, beherbergte das Messezentrum Leipzig im März. Aus jedem Buch schwang für mich die Hoffnung, das Herzblut und die Leidenschaft des Autors wieder, dessen Buch sich hier präsentierte. Wieviel Sorgfalt mit dem Coverbild, mit dem Titel und sogar mit der Buchstabenart mitschwang lässt sich kaum nachvollziehen. Aber ich spürte die Hoffnung, die in jedem Buch steckte, die Hoffnung ein Stück der Aufmerksamkeit zu erheischen. Aber die Szenerie wird nicht von den Autoren beherrscht.

Gepresst
Exceltabelle regiert
Werbefachleute, Juristen, Chefredakteure
intelligente Ratten bestimmen verwaltend
Verdienst

Es wird Ware angeboten. Keine Ideen, keine Gefühle, keine Gedanken. Das Verdienst beschreibt den Wert, der sich nicht berechnen lässt. Der Verdienst lässt die intelligenten Ratten mit ihren Exceltabellen das Werk ver“markten“. Highlights werden zum Durchschnitt beschnitten – Durchschnitt wird zum Highlight geschminkt.

Verdienst
ist Ziel
Mainstream gegen Literatur
Masse erschlägt den Geist
Papier

Mein Appell an mich kann nur sein, das zu schreiben, was mich als Autor bewegt. Ich schreibe für mich und für alle, die mich lesen wollen. Selbst auf die Gefahr hin im Meer der Neuerungen unterzugehen. Lieber ein Text mit Ideen, als ein Buch voller aalglatter Werbetexte.

Papier
neues Altpapier
altes wird neugewandet
schreib doch endlich mal
ungebunden.

Dies könnte ein Schlusswort meines kleinen Experimentes sein. Wenn ich nicht immer wieder vor und während der Buchmesse mit hageren jungen Mädchendamen konfrontiert wurde. Mit ihren piepsig-stockenden Stimmchen lasen sie aus anal-oral-vaginal-Fantasien mit einem Gesichtsausdruck, der kaum ein „erstes Mal“ vermuten lies.

ungebunden
oben ohne
unten nur Feuchtgebiete
Leser gieren geifernd nach
Multi-Meta-Orgasmen

Große Augen, große Ohren, zitternde Hände: ICH AUCH HABEN WILL!!!

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