Genshopping

Einfach hören.

Vieles, see was Liebe und Sexualität betrifft hat seine Quelle in den Genen. Diese biologischen Steuermoleküle prägen unser Leben immer auf der Suche nach einem Überlebensvorteil für den Einzelnen und seiner Gruppe. Während für die Frau Beziehung und Nachwuchspflege eine hohe Priorität haben, viagra ist dies beim Mann eine möglichst breite Verbreitung der eigenen Gene.  Soweit die Theorie, salve die in unserer naturfernen zivilisierten Zeit in den unterscheidlichsten Varianten auftritt.

Ein interessanter Begriff in diesem Zusammenhang ist „Genshopping“, sozusagen das Besorgen neuer, frischer Gene zur Aufwertung der eigenen Gruppe. Für einen einfachen fränkischen Weitdenker, mag der Begriff erschreckend sein, was sich in nachfolgendem Dialog niederschlägt, den ich gestern heimlich auf dem Parkplatz eines Supermarktes belauscht habe.

– Mei Alde is beim Aldi, ich gleb, die hat an Andern.
Wie kommst du den da drauf?
– Die geht, äh … geht …, na, wie heißt des …
fremd?
– na, oder vielleicht, des mein ich aber nicht. Sie geht …des dings machen
was für ding?
– Ich denk da immer an a Weinschöpple.  Ja genauso heißts. Sie geht shoppen.
Shoppen? (schaut ungläubig)
– gell, da guckst, wie sowas möglich ist.
Aber was ist denn da so schlimm dran?
– ja, verstehst nicht? shoppen! (lauter) shoppen!
dei Frau ist doch eine vernünftige Frau. Die wird schon nicht euer Konto leer machen.
– Darum gehts doch gar nicht.
Sondern?
– Na, shoppen halt!
Ich glaube, du verstehst da was falsch.
– Wieso?
shoppen heißt einkaufen.
– (lacht spöttisch)
Doch. Soviel Englisch kannst sogar du.
– Natürlich. Aber da gibt es noch diese Spezialbedeutung.
Für shopping?
– Fei echt. Irgendwas mit Schlafen.
(schüttelt den Kopf)
– Schlafshopping … Pennshopping … Ratzshopping
Das glaubst du doch selber nicht.
– Schnarchshopping … Dösshopping …
Du spinnst.
– Gähnshopping. Das isses.
(lacht)
– Warum lachst ezzert. Gähnshopping hat was mitm Dings, mitm schlafen zu tun.
Du meinst Genshopping.
– Sag ich doch.
Genshopping ist die wissenschaftlich Annahme, dass eine Frau, die sozial abgesichert ist, also in einer festen Bindung lebt und bereits Nachkommen hat, einen erhöhten Reiz empfindet eine schnelle Affäre zu erleben.
– Also Fremdschlafen. Doch was mit Schlafen.
Aber nichts mit Gähnen, sondern mit den Genen, die seit Jahrmillionen unser Handeln bestimmen.
– Das ist die Höhe. (stemmt die Fäuste in seine Seiten)
Was denn?
– Das du jetzt den kleinen Dingern, den Mini-Mini-Dingern …
Genen?
– Ja. … Mini-Genen die Schuld gibst.
Das will ich doch gar nicht. Ich wollte nur sagen, dass der Begriff Genshopping aus der Sexualforschung kommt, genetisch bedingt ist, weil es der eigenen Gruppe einen Überlebensvorteil bringt.
– Überlebensvorteil? Im Leben nicht!
Schau her. Wie so vieles kommt auch das Genshopping noch aus einer Zeit, als die Frühmenschen in Gruppen oder Stämmen durch die Gegend gezogen sind.
– So wie die Nachbarjungs.
Isoliert in einer kargen Welt und Fortpflanzung häufig nur innerhalb des eigenen Stammes.
– Inzucht? Des derfma doch ned
Fortwährende Inzucht war ein Problem für gesunden Nachwuchs.
– Und des willmer auch ned.
Aus diesem Grund haben Frauen, die schon in einer Bindung leben, gern mal einen durchreisenden Fremden verführt, um sozusagen „frisches Blut“ in den Stamm zu bringen.
– Da kann was ned stimmen. In der Sta-Zeit hots den Aldi noch ned gem.
Das hat doch nichts mit dem Supermarkt zu tun. Diese Form von Shopping war auch beim Wasserloch, einem üppigen Beerenstrauch im Wald oder bei einem kleinen Spaziergang um das Lager, möglich.
– Ein Spazierdings? Und der Mo sacht nix?
Der weiß es vielleicht gar nicht.
– Und des Weibatz macht des wegen dem Gähnen.
Sozusagen ein starker Impuls der Urnatur in ihr.
– Sagen die ned immer, die Mannbilder wärn die Säuhünd?
Den Männern ist ähnliches ins genetische Stammbuch geschrieben.
– Also mei Alde geht shobben und denkt sich beim nächschdn Muschgglbrotz: Doller Bizscheps, starke Sehnen, klasse Gähne und shoppt ihn sich her?
Das mit den Genen funktioniert unbewusst. Dei Alde, äh, ich meine die Frau denkt sich nur: „Boah!“ und die Natur nimmt ihren Lauf.
– So ein kurzer Gedanke für ne Frau der vielen Worte.
Was denkst du denn, wenn du das Karnevalsballett beim Beinaufschlag siehst?
– „Boah!“
Genau so funktioniert das mit den Genen.
– Die machen nicht viele Worte.
Bei den Eskimos und anderen Naturvölkern bekommt ein Besucher sogar eine gebärfähige Wärmflasche mit ins Bett. Bei uns nennt man es Affäre und der Wissenschaftler Genshopping.
– Ich bin gespannt, was meine Alde sagt, wenn ich sie jetzt mittendrin beim aldispazierdingsshopping anbimmel. (zückt das ein Handy)
(schweigt diskret)
– Boah! Sie sagt, beim Äldi sin Boxershorts im Angebot.
Shorts? (erstaunt)
– Boxershorts, damit aus meim Tüpp wieder ein Tüpp wird, hat mei Alde gsagt.
Freue dich und mach ihr den Fremden.
– (schiebt den Unterkiefer vor, klemmt die Daumen hinter den Gürtel und verschwindet als einsamer Held auf einem Spazierdings)

(Bildnachweis: © neguan/ photocase.com)