Wie wird man Schriftsteller – Teil 3

Nach einer Schreibblockade (siehe letzten Artikel) sollte eine Schreibphase kommen, store wie auf Winter Sommer kommt. Sich Schriftsteller nennen und unter einer permanenten Schreibblockade zu leiden, rx dürfte eine Identitätskrise zur Folge haben.  Natürlich bis auf die Künstler, die sich in der Rolle gefallen. Die soll es ja auch geben *Seidenschal zurechtrück*

Schreibphase!

„Mein Chef ist gerade in einer wichtigen Schreibphase und darf nicht gestört werden.“ Solche und ähnliche Sätze würde man gern einmal weitergeben lassen. Dann könnte man sich mit denen vergleichen, „die es geschafft haben“. Ob man davor eine echte schriftstellerische Leistung vollbringen musste oder man nur zur rechten Zeit vom richtigen Verlag kostenintensiv hochgelobt wurde, sei einmal dahingestellt. Mein heutiges Anliegen ist etwas über diese „Schreibphase“ zu schreiben.

Geschichten aus der Maulwurf-Perspektive

Es gibt Tage, da wird das Autorenhirn überflutet mit Reizwörtern und Stimmungen, die Szenen, Ideen und ganze Geschichten lostreten. Mir geht es so, wenn ich in Gedanken bin und nebenbei unbedacht die erschlagende Botschaft einer Werbung lese. Sie nur halbbewusst wahrnehme und unabsichtlich aus dem Zusammenhang reiße. Zum Beispiel vorhin die Werbe-Mail eines bekannten Online-Kaufhauses: „Alles für die Grillparty“. Ordentlich wird aufgereiht, was man(n) so braucht. Vom In- und Outdoorgrill, über den All-Inclusive-Werkzeugkoffer bis zum elektrischen Gartengerät.

Besonders ist mir aber der Rasierer aufgefallen – für die perfekte Rasur. Braucht der echte Mann, der gerade mit dem Outdoorgrill ein naturschwarzes Fleisch gebrutzelt hat, es mit der Flex aus dem Multitool-Werkzeugkoffer meisterlich zerlegt, der nebenbei der Barbusi-Nachbarin erzählt, dass der neue Motorradhelm karbon-ultima-ratio-power-bestückt ist, nachdem der alte immer zu schnell aus der Kurve gefliehkraftet ist – braucht der Mann wirklich eine perfekte Rasur? Wäre nicht ein verwegener 3-Tage-Bart ein echter Grund für die Anschaffung eines elektronic-supported Condom zu kaufen, welches in Echtzeit alle mannesrelevanten Daten über WLAN sendet und weltweit auswertet?
Im Ernst. Wie kommt man zu einer Schreibphase? In dem man schreibt, schreibt, schreibt. Und wenn man keine Zeit hat, notiert man sich eben die Ideen. Ein kleines Notizbüchlein in der Brust- oder Handtasche kann da Wunder wirken. Wichtige Impulse für eine Kneipenszene lassen sich am Besten in einer Kneipe schreiben. Chaos in der Unordnung am Bahnhof, Einsamkeit in einer Ruine und Unsinn auch durch Werbemails. Ja, auch Unsinn macht Sinn.

Und nun kommen wir zu der alles entscheidenden Frage: Was erzählt der Maulwurf im Stadtpark abends seinem Tagebuch? Weiß er, dass Kondom im Englischen auch „french letter“ heißt? O, was sind das für Länder, in denen Liebesbriefe noch mit dem Griffel geschrieben wurden? Es wird noch dauern, bis die Stadtverwaltung dahinter kommt, dass der Urheber der vielen, vielen Maulwurfshügel einer ist, der ein Notizbüchlein sein eigen nennt. Er ist gerade in einer Schreibphase und darf nicht gestört werden.

(Bildnachweis: © Kitty - Fotolia.com)