EliteAmorette

Meine fürsorglichen Freunde eines ElitePartnervermittlungsunternehmen haben mich wieder angeschrieben. Ich fühle mich geschmeichelt. Die lassen nicht locker und wollen mich mit Gewalt glücklich machen. Das ist rührend.

Aber schon der erste Blick in das illustre Angebot zeigt: die temperamentvolle Juristin mit dem lasziven Schlafzimmerblick und die fröhliche Dometscherin mit dem hinreißenden Lächeln sind noch im Angebot. Was soll ich da denken? Ladenhüter? Sonderangebot zum Altweibersommer? Oder ist hier die Verpackung schillernder als der Inhalt?
Die vom selbstlosen EliteLiebesKonzern platzieren doch hoffentlich keine Lockvogelangebote. Wir Männer sind wegen unserer naturgegebenen freizügigen Fantasie ohnehin schon schwer geplagt. Da glaubt wohl ein Werbefuzzi ich würde jeder Solodame nur bis zur Nasenspitze hinauf gucken und es wäre egal wer in den allzeit hinreißenden Körbchen steckt. Aber nicht mit mir. Ich guck mir das genauer an.

Ihre Elite-Vorteile …, patient wird da geschrieben:

Hab Dich! - EliteLadys auf der Pirsch

-> Gebildete, kultivierte Singles
Das muss kein Vorteil sein. Denn wir Männer stehen bekanntlich auch auf noch exquisitere Qualitäten, jenseits Bildung und Kultur. Aber gut, die Dame könnte mir dann den Film erklären, den ich wieder mal nicht verstehe.

-> Handgeprüfte Mitgliederprofile
Aha! Wahrscheinlich habe ich keine richtige Vorstellung von dieser schweren Hürde, die im Qualitäts-management vorgeschrieben ist. Blond mag ja ein überprüfbares Kriterium sein, aber lacht sie auch über meine Witze? Ich verfüge da über einen sehr alten Fundus mit soooo einem Bart.

-> Wissenschaftliches Matching
Yeah! Da fühlt man sich aufgehoben. Das Elektronengehirn weiß, was man als Mann braucht. Erst wenn die Bits rattern und der Prozessor qualmt, die Hardware-Treiber die richtigen Befehle ins System schicken, werden wirklich heiße Vorschläge präsentiert. Auf seine Augen kann der Mann sich ja heute desto weniger verlassen, je tiefer er einer Frau in dieselben schaut. Wissenschaft ist cool. Da kann man(n) sicher sein, dass man so gut zusammenpasst, wie ein Legostein auf den anderen. (Aber tut das nicht jeder?)

-> Mindestens 200 qualifizierte Partnervorschläge
Boaaahhh!!! 200 Damen bei mir zuhause? Wieviel Kisten französischen Rotwein brauche ich denn da? Und erst das Schlafzimmer; gibt es ein Angebot bei Ikea, das ausreichende Maße hat?

-> Schon verliebt?
Eigentlich ja. Aber ist es im modernen Liebesleben nicht wie bei der motorisierten Mobilität? Der Trend geht zum Zweitauto, den kleinen Flitzer für zwischendurch. Mit dem Van gibt es nicht überall die passenden Parkplätze, aber in einen schnittigen Kleinwagen, kann man schnell reinhüpfen, Gas geben und absausen. Gut, der produziert Nebenkosten, aber Mehrkosten entstehen auch wenn es mich im Restaurant zum etablierten Hauptgang nach einem süßen Dessert gelüstet. Natürlich wäre eigentlich eine zweite Garage fällig, aber seien wir doch ehrlich: Als Randsteinparker geht man weniger Verpflichtungen ein. Hingegen würde ein Doppelstellplatz nur Probleme bringen. Das kann jeder PS-erfahrene und breitreifenausgestattete Mann sich denken.

-> Liebe ist kein Zufall …
… sagt das EliteOrakel und stattet Amor ganz trendy mit Laptop und Matching-Software aus. Dass ich meine Gattin völlig unwissenschaftlich getroffen habe, mag aus dieser Sichtweise ein Fehler gewesen sein, den ich nicht missen möchte. Mal sehen, was sie von der Anschaffung eines Zweitwagens hält; vielleicht kontert sie mit der Idee eines Drittwagens mit sportlichem Frontspoiler oder lässt mich fortan im neuen schwedischen 200er-Bett alleine schlafen. Na dann gutnacht.

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