Vereinsmeierei

„Zurückgelehnt im Kinosessel, entspannt sehen und den Stimmen lauschen, pills fast wie damals, als Erzählen ein wesentlicher Bestandteil der Kultur gewesen ist.“ schreibt die Website erzaehl-kultur.de. Profis aus Leidenschaft, schreibe ich. Nachfolgenden Dialog habe ich auf dem Nachhauseweg von dem ersten dieser Kulturabende aufgeschnappt.

– Wo kommst du denn her?

(stolz) Ich war bei einem wichtigen neuen Verein.

– Du?

(verwundert) Ja, ich. Was ist denn so komisch daran?

– Weil ich nie geglaubt hätte, dass aus dir mal so ein Vereinsmeier wird.

(schüttelt den Kopf) Ich bin doch kein Vereinsmeier

– Ned? Warum warst du dann bei sonner Sitzung?

Das war keine Sitzung, dass war die Präsentation eines neuen und außergewöhnlichen Vereins.

– Na was für einer denn?

Erzähl-Kultur

I am the Vereinsmeier

Ja, wenn du das so nennen willst.

– erzähl nix

Doch, ein Verein zur Förderung der Kultur, dass Geschichten weitergetragen werden.

-Tratschen?

(irritiert) Ganz bestimmt nicht.

– und was hams nacher verzählt?

Es wurden verschiedene Arten des Erzählens vorgestellt.

– Erzähl nix

So gibt es zum Beispiel das Puppentheater.

– S’Kaschperle?

(genervt) Der war nicht dabei, sondern insbesondere …

– (tippt sich an die Stirn) Ach du meinst die Mädele?

Es ging erst einmal um den Gedanken, dass Gewissenskonflikte nicht immer die Welt im Großen, aber zumindest im Kleinen ändern können.

– Und du warst scharf auf die Puppen?

(erbost) Nein!

– Jetzt verstehe ich: du warst auf ein Pöstli scharf, damit die Puppen nach deiner Pfeife tanzen.

Gepfiffen hat nur der Polizist, der nach der Pause zur …

– So schlimm war dein Verein, dass die die Polizei ham holen müssen?

Der für Ruhe gesorgt hat, dass es nach der Pause weiter gehen konnte.

– Bist dann wenigstens Kassenwart? Na hast des Geld unter dir.

Ich bin kein Kassenwart. Im Übrigen ging es nicht um Geld, sondern um die Vielzahl der Erzählkünste.

– Vize vom Boss?

Es wurden hintersinnige und auch erotische Märchen vorgetragen, die Verzaubern können.

– Schriftführer, damit denen alles Vorschreiben kannst?

Ein sinnliches Spiel über Verführung und Liebe mithilfe von Wein und Käse.

– oder gar (Stimme wird leiser und ehrfürchtiger) Äährenvorsitzender.

Hör doch auf mit dem Quatsch. Ich habe keinen Posten. Ich bin gar kein Vereinsmitglied.

– ned?

Nein, ned.

Warum warst du dann bei der Sitzung?

Um die Idee der Wichtigkeit des Erzählens in mich aufzunehmen.

Aha.

Um mich begeistern zu lassen von Witz, Frohsinn und Hintergründigkeit.

Aha.

Um zu begreifen, dass Erzählen eine Wissensweitergabe jenseits des Verstandes sein kann.

Und wann sind die Puppen gekommen?

Es war ein Puppentheater mit Handpuppen.

Keine ächten Puppen?

Nein.

Nicht mal abgestimmt habt ihr?

Nein.

Nur ne Idee hast abgeholt? (schaut gelangweilt)

Genau. Eine wichtige Idee.

Welche?

Von der Kultur des Erzählens.

Verzähl nix.

Eben doch.

(denkt kurz nach) Wenn ich was verzählen würde,…

Ja?

… dann würde ich …

Freut mich, dass der Funke überspringt.

… dann würde ich mit echten Puppen die Vereinsspesen verprassen …

(entsetzt) Was?

– Weißt, der Frankenwein der lockert schon die Zunge für allerlei … allllerlei … allllllerlei … Geschichten.

(Bedeckt das Gesicht mit beiden Händen) Ich glaube es nicht.

– Doch. Das wär nah am Puls des Lebens.

Verzähl nix.

(Bildnachweis: © Peter Atkins - Fotolia.com)