Wie wird man Schriftsteller – Teil 2

Als Autor setzt man sich mit Problemen auseinander, generic die man als sonst nicht hätte. Während ich in meinem Kommentar „Wie wird man Schriftsteller – Teil 1“ darüber philosophierte, was man schreiben sollte, wenn man von Inspirationen ereilt wird, geht es hier über ein Musenkuss-Embargo. Da es sich gut reden lässt, wenn es gerade läuft, schreibe ich schnell was zum Thema auf, bevor mich die Muse wieder auf die Bettkante verweist.

Schreibblockade!

Klingt wie die besondere Form eines Arbeitskampfes. Das Hirn, betrachten wir es spaßeshalber mal als Angestellten des Geistes, mag nicht mehr, oder kann nicht mehr, oder will was anderes. Je mehr man es auch martert, es wird nichts draus. Genausogut oder -schlecht ist es bei Schlafstörungen. Sich ständig in Gedanken anzuschreien, man solle jetzt endlich schlafen, hat höchstens das Gegenteil zur Folge. Was kommt ist Ärger, Naschereien, sinnloses TV-Spätprogramm. Da wird man zur Abwechslung zwar von einer Halbnackten angeschrien: „Ruf mich an, du Sau!“ Doch man fühlt sich wieder an sein Problem erinnert: „Schlaf ein, du Wrack!“

Alles ist erlaubt.

Was also tun, um aus der Blockade wieder ein munter plätschendes Bächlein zu machen? Ich könnte es jetzt mit meiner Lieblings-Spätpubertierenden-Pseudojungfrau sagen, die ich aus der Leipziger Buchmesse noch in Erinnerung habe: „Geh doch mal von hinten ran, dann schaut es vorne wieder anders aus.“

Perspektivwechsel. Dann wird vielleicht erkannt, was blockiert, oder womit das Hirn eigentlich beschäftigt ist. Ob es vielleicht einfach Ruhe braucht? Nicht umsonst ist Muse eines der wichtigsten Vokabeln in der Welt der Kunst. Nicht umsonst steckt der Wortstamm auch in Müsiggang. Für die, die es modern wünschen, könnte man auch Entschleunigung oder Deeskalation nennen. Dann eine Änderung des Sichtwinkels, das kann Wunder wirken.

Die Welt ist voller versteckter oder offener Hinweise, Ideen, Impulse und Musenküsse. Inspiration allerorten, wenn man die Ruhe hat hinzuhören und hinzusehen. Was musste ich vorhin im Autoradio hören? Da wirbt eine Firma: „Mit dem Tool auf unserer Website findest du garantiert die Liebe deines Lebens.“ Was löst das nicht alles für Gedankenflüsse aus. Meine jungfräuliche Autorenfreundin würde dazu nur lapidar sagen: „Ich brauche kein Software-Tool für die Liebe meines Lebens, sondern ein Hardware-Tool für das Interieur meines Leibes.“ Ich hingegen würde ihr ein Brain-Tool empfehlen. Vielleicht sogar mein Buch. Doch die Muse küsst wo sie will. Drum schreib.

Was ist nun mit der Schlafstörung? Vergiss sie.

©  Miss X / photocase.com