Zeit ist eine Hure

Wer kennt es nicht, cialis dieses schleimige Fluidum, welches zäh durch die Wochentage fließt. Will man sich ihm tapfer entgegenstellen, saust es davon. Lässt man sich tröge mitziehen, wälzt sie sich öde dahin, wie ich, wenn ich morgens schlurfend die Zeitung hole. Physikalisch ist das nicht. Trotzdem hält es sich für eine der Urkräfte unseres Universums. Ich würde eher behaupten: Zeit ist eine Hure, hat knackige junge Brüste und hält immer die Hand auf.

Erst neulich blickte ich einem runden Hinterteil nach. Leider entfernte es sich von mir. Nach der mir mittlerweile ziemlich obszön erscheinenden Relativitätstheorie bleibt ein solcher Arsch wohlgeformt jung und ich altere hingegen immer flotter. Irgendwie fällt mir auf, dass sich die Popöchen umso schneller von mir fortbewegen, je knackiger sie sind. So macht Astrophysik keinen Spaß.

Des Montags bleierner Arsch

Aber mal von vorne. Wie kommt man überhaupt zu diesem schleimigen Fluidum, der Zeit. Ganz klar, durch Sex. Zwar nicht dem eigenen, sondern dem von anderen. Wir könnten jetzt diesen anderen mal die Arbeitsbezeichnung ‚Eltern‘ geben. Die Zeitkluft, die die sexhabenden Zeitinitiatoren von mir trennt, ist nicht überbrückbar. Egal ob meine Zeit gerade mal schnell oder langsam läuft (wobei sie immer behauptet das nicht zu tun), ob sich ein Knackpo von mir weg bewegt oder der Feierabend auf mich zu schlurft, der Abstand bleibt stets gleich. Da könnte ich rennen wie ich will, die hatten ihren Spaß und ich frage den Sekundenzeiger, warum er bei jeder Zahl so rumtrödeln muss.

In wenigen Minuten heißen Beisammenseins jener ‚Eltern‘ haben die ‚Chronosomen‘ mich in dieses zähe Fluidum, die Zeit geworfen. Nicht zu verwechseln mit den ‚Chromosomen‘. Die haben nur etwas mit meinen großen Ohren zu tun. Hingegen die ‚Chronos-Teilchen‘ damit, dass es Zeit in dem Fall komprimiert, falls ich es wage faustisch zu denken: „Werd‘ ich zum Augenblicke sagen:‘Verweile doch! du bist so schön!‘ Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“ Sie flieht wie die scheue Jungfer, die schon wie bei anderen Gelegenheiten ihren Popo in Sicherheit bringt. Spreche ich aber zum Montag: „Fahre hin, du falscher Versprecher. Lockst mit Aufbruch und bringst nur ein Fässchen Müdigkeit gespickt mit langer Weile.“, so grinst er mich hingegen grenzdebil an und hockt sich mit seinem breiten Arsch mitten in die Welt, über alle Zeitzonen hinweg gleichzeitig. Ich kriege mein Montagsgesicht verpasst, die Fabrik spuckt Montagsautos raus, und der Kaffee ist natürlich auch wieder leer.

Zwischen Freitag und Montag, erstem Kuss und dem Versprechen wieder anzurufen, und meinetwegen auch die Zeit zwischen schnell mal in in der Altstadt parken und gebührenpflichtiger Verwarnung, scheint dieses Fluidum irgendwie beschleunigt. Wo bleibt da der Montag mit seinem A… ttribut. Doch lassen Sie uns physikalisch bleiben. Dem Fachgebiet, zu dem sich die Zeit dazugehörig behauptet. Nach Einstein ändert Masse den Zeitablauf. Danach müsste der Montag schwerer sein als ein guter Witz oder das Lächeln der Weisheit. Und ich sollte mich bei Olympia anmelden, weil mein Bäuchlein streng nach Einstein den Turbo zünden täten würde. Aber das nur nebenbei.

Doch es gibt Weise in der Welt, die das Mysterium der Zeit schon längst für sich gelöst haben: Die Bahn. Druckt sie doch den rechten Augenblick auf ein großes Plakat und verkündet die wahre Zeit in die Welt. Doch der Weise bleibt bescheiden und rühmt sich selbst nicht. Deshalb ist es ein Ausdruck der Bescheidenheit, so glaube ich, dass dieses hochgeistige Unternehmen hin und wieder ein Quäntchen zu spät kommt und ihren Gläubigen die Zeit am zugigen Bahnsteig schenkt, sich selbst mit der Nichtigkeit Diesseitigem auseinandersetzen zu können. Bis zur zeitlosen Erleuchtung aber werde ich noch viele Stunden an lautsprecherdurchplärrten Bahnsteigen verbringen müssen.

Die Zeit ist eine Hure, die bar bezahlt werden muss. Sie verspricht die Ewigkeit und verstreut doch nur Zeitkrümel auf unseren Weg. Willkürlich, ungerecht und launisch wie eine Diva. Drum umschmeichle ich sie und gebe ihr das Gefühl einzigartig zu sein. Vielleicht küsst mich die Zeitliche dann eher, als dass ich sie segne. Beischlafe mit der Zeit, dann hast du zur Not vielleicht nicht zuviel davon. Und im Schäferstündchen mit der Liebsten wächst ein Gefühl von Ewigkeit. Das wäre ein schon ein guter Anfang, auf dem Weg zur Bahn.

Wenn ich das am Montag im Universum erzähle, dann kann Einstein aber Kaffee kochen gehen.

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